04.10.2015

Streaming, WLAN und Gorny-Lobbyismus

Ach ja: Universal Norwegen hat letztes Jahr die höchsten Royalty-Summen
in seiner Geschichte ausbezahlt. Und warum haben die Rechteinhaber (und
letztlich auch die Künstler) die höchsten Zahlungen der Geschichte erhalten?
Weil in Skandinavien die ganze Bevölkerung Musik streamt! Und dafür bezahlt (das Verhältnis von bezahlt vs. Freemium
bei Spotify in Norwegen ist 80 zu 20!). So einfach ist das, da können ahnungslose
Künstler noch so häufig gegen Streaming in die bereitstehenden Mikrofone
ahnungsloser Journalisten bitchen und barmen.

So einfach? Nun ja, das setzt natürlich technologischen Fortschritt
voraus, einfache und günstige W-Lan-Möglichkeiten zum Beispiel, also das
Gegenteil von dem, was die Bundesregierung plant. In Sachen Digitalisierung ist
Deutschland eben Steinzeit. Sascha Lobo hat unlängst auf SPON darauf
hingewiesen, daß „in Deutschland im Mai
2015 ein Megabyte mobile Datenübertragung rund 5000 Prozent mehr kostete als in
Finnland. Moment, fünftausend Prozent? Fünftausend? Nein, kein Rechenfehler,
sondern die bittere Wahrheit. Das sind klar prohibitive Preise.“

Die hiesigen
Telekommunikationskonzerne verzögern die Verbreitung billiger Technologien
(Deutschland hatte 2014 zwei WLAN-Hotspots je 10.000 Einwohner, Südkorea 37). Die
Konzerne wringen absurde Preise aus den Nutzern heraus. Und die Politik
torpediert, siehe oben, die Digitalisierung und unterwirft sich, siehe Gabriel
& Gorny, den intensiven Lobby-Bemühungen der Konzerne. Wollen Sie digitalen
Fortschritt, günstige, schnelle und unkomplizierte Internetverbindungen? Gehen
Sie nach Skandinavien, in die baltischen Staaten, nach China oder nach
Südkorea. Hierzulande regieren die Fortschrittsfeinde, deren Namen mit „G“
beginnen: Gabriel. Gema. Gorny. Die Organisatoren der digitalen Prohibition.