Patti Smith - Qualitätspresse zu Horses
Denn es ist schon erstaunlich, wie viel Blödsinn und Fehlinformationen
unsere Qualitätspresse in ihre Konzertkritiken packen kann – nehmen wir das
Beispiel eines Auftritts von Patti Smith mit ihrem „Horses“-Programm vor 5.000
enthusiastischen Fans beim Münchner Tollwood-Festival: Die Süddeutsche berichtet, daß Patti am Sonntag "in der Oper war", interessant, bis ich das las dachte ich, daß sie am Sonntag zuvor in
Lörrach auf der Bühne stand, während sie Waltraud Meiers grandiose
Isolde-Interpretation auf YouTube angesehen hat, wie sie dem Publikum
auch erzählte - aber so etwas will die SZ, die das Internet bekanntlich hasst,
wohl nicht schreiben… dafür erfindet die SZ flugs einen Namen für Patti Smiths
Band, die heißt bei der SZ nämlich jetzt "The Horses", also: "mit ihrer Band The Horses",
während die Fans bisher davon ausgingen, daß das Album von Patti
Smith and her band "Horses" heißt, aber wer will sich mit
solchen Kleinigkeiten aufhalten… sind halt echte Experten bei der SZ… Der Münchner Merkur behauptet dagegen, daß Patti Smith bereits seit 10
Jahren das komplette "Horses"–Album live spielt, obwohl das doch 2015
ein einmaliges Projekt ist.Und die „Stuttgarter Zeitung“ bemäkelt anderntags, daß Patti Smith und
ihre Band in Winterbach nicht ein ganz besonderes Programm spielen würden,
sondern doch tatsächlich wie schon an den Tagen vorher ein ähnliches Set: „Dagegen spricht die Performance, die öder-
und vorhersehbarerweise bis ins Detail den bisherigen Konzerten dieser Tournee
entspricht, deren Verlauf man im Netz nachschmökern kann“, mäkelt ein Jan
Ulrich Welke, so, als ob seine Stuttgarter Zeitung nicht „öder- und
vorhersehbarerweise“ auch die nämlichen Nachrichten verbreiten würde, die man
landauf landab in allen Zeitungen lesen kann. Und als ob das Publikum in jedem
Ort erwarten würde, daß eine Künstlerin speziell an diesem Abend ein gänzlich
anderes, exklusives Programm spielen würde. Oh, Verzeihung, das Publikum ist ja
nicht doof, das erwartet so etwas nicht, das freut sich über die „Horses“-Show
und andere Stücke – mit der Erwartung ist ja der öde und vorhersehbare Herr
Welke ganz allein. Der dann gleich noch eine unwahre Behauptung aufstellt,
kommt ja nicht drauf an: „Because the
Night folgt – so auch in Winterbach – allabendlich nach der Pflichtübung des
Albumdurchspielens“, behauptet Herr Welke, was aber nicht stimmt, „Because
the Night“ spielte Patti Smith bei dieser Tour erstmals in Singen auf dem
Hohentwiel, also alles andere als „allabendlich“. Aber warum sollte ein
Musikjournalist, dem es nur auf öde Pflichterfüllung ankommt, sich mit den
Tatsachen herumschlagen, solange er sein Zeilenhonorar auch für windige und
unwahre Behauptungen erhält...