15.06.2015

Geißler: Deutsche Bank hält Kohl an der Macht

„Die Berliner
Siegessäule würde ich sofort sprengen“, sagte Heiner Geißler im Interview mit dem
„SZ Magazin“ und begründete dies sehr brauchbar, und wie zu erwarten war,
berichtete die Hauptstadtpresse im großen Stil. Unsere Siegessäule! Die
Goldelse! Sprengen!

Dabei ging ein anderer, sehr erstaunlicher Absatz aus diesem Gespräch
unter: Geißler berichtet von der Situation 1989, wie einige führende
CDU-Politiker Helmut Kohl als Parteivorsitzenden stürzen wollten, und warum
dieses Vorhaben in letzter Minute scheiterte.

„Geißler: ...und erst dann kam bei
vielen die Überlegung: So kann es nicht weitergehen, daß er grad macht, was er
will. Kandidieren gegen ihn wollte Lothar Späth. Der hat dann zurückgezogen in
letzter Minute.SZ Magazin: Warum?Geißler: Er ist zur Deutschen
Bank, ich will nicht sagen: zitiert worden, aber jedenfalls war er dort. Die
Banker haben ihm gesagt: Kohl soll bleiben.SZ Magazin: Die Deutsche Bank hat also dafür gesorgt, daß Kohl weiter an
der Macht bleibt?Geißler: Das kann man so sagen.“

Jetzt wird es Sie nicht überraschen, daß mich das Faktum, daß die
Deutsche Bank (oder zum Beispiel Bertelsmann, siehe Frau Merkels Besuch
dortselbst unmittelbar nach ihrer gewonnen Bundestagswahl) hierzulande
politisch das Sagen hat, nicht wirklich überrascht. Überraschend ist
allerdings, daß ein CDU-Politiker das wie selbstverständlich ausplaudert. Die
naiv erstaunten Fragen des „SZ Magazins“ dagegen waren schon wieder weniger
überraschend...Quod erat demonstrandum.