Charts
Die „GfK Entertainment“ hat etwas ganz arg Tolles erfunden: Es gibt
nämlich jetzt nicht mehr die bisher von „media control“ ermittelten Charts,
sondern, halten Sie sich jetzt bitte fest!, die „offiziellen deutschen Charts“.
Ich konnte ehrlich gesagt bisher keinen Unterschied feststellen, gezählt wird
weiter, wieviele Alben, Singles oder Downloads verkauft werden. Aber natürlich
ist alles „neuer, schneller, schöner“, wie es in großen Anzeigen in den
Vereinsblättchen der deutschen Musikindustrie heißt. Und GfK-Geschäftsführer
Mathias Giloth erklärt in einem Interview, daß „das Besondere zunächst einmal ist, daß es die seit Jahrzehnten im
Auftrag des BVMI erhobenen Charts sind. Es ist die Währung, auf die sich der
Markt verläßt.“
Ach ja, die Musikindustrie hat jetzt ne eigene Währung? Interessant. Und
wir lernen: das Besondere ist, daß es etwas bereits seit Jahrzehnten genauso
gibt, während andererseits das, was es bereits seit Jahrzehnten gibt, nun
plötzlich aus Gründen, die der normale Mensch außerhalb des Bundesverbandes der
Deutschen Musikindustrie nicht nachvollziehen kann, eben „neuer, schneller,
schöner“ ist. Aber so ist das wohl, wenn man uralten, zu Essig umgekippten Wein
in neuen Schläuchen verkaufen muß. Klebt man einfach „neu“ drauf.
In die neueren, schnelleren, schöneren Charts gehen jetzt sogar „Daten von
über 2.800 Händlern“ ein – also nicht etwa von allen Händlern, sondern wie
gehabt nur von einem Teil. Wie gehabt also sind die „offiziellen deutschen
Charts“ eine Mogelpackung, und wie gehabt erfährt niemand das, worauf es doch
ankommt, nämlich: wieviele Alben, Singles oder Downloads wurden denn nun
wirklich verkauft? Darüber schweigt man sich hierzulande aus. Kein Wunder, in
Zeiten von drastisch zurückgehenden Tonträger-Verkäufen will man die Wahrheit
nicht als Zeichen an der Wand geschrieben sehen...