20.05.2015

LEA 2015

Zu den rätselhaftesten Angelegenheiten der deutschen Musikindustrie
gehört, warum deren Branchenevents zu den allerlangweiligsten überhaupt
denkbaren Veranstaltungen gehören müssen. Der „Echo“ der deutschen
Musikindustrie? Das pure Grauen – stellen Sie sich allein mal Andreas Frege
alias Campino, Wolfgang Niedecken, Joy Denalane und andere vor, wie sie live
den großen „Redemption Song“ von Bob Marley (der uns auch in der wundervollen
Version von Johnny Cash und Joe Strummer bestens in Erinnerung ist)
vergewaltigen.Die Liveindustrie vergibt seit einigen Jahren den sogenannten „LEA“, ich
war vor einiger Zeit drei aufeinanderfolgende Jahre als „Künstleragent des
Jahres“ nominiert und hab mir das einmal live angeschaut, und es war der
langweiligste und drögeste Abend, den ich in den letzten zwei Jahrzehnten
verbracht habe – wenn ich Ihnen erzähle, daß bei all den Reden und
drittklassigen Gags und Showbeiträgen und Selbstbeweihräucherungsarien der
Auftritt von „Silbermond“ der musikalisch interessanteste Beitrag und der von
Atze Schröder der komische Höhepunkt der über vierstündigen, sich wie endloser
Kaugummi ziehenden Veranstaltung war, dann können Sie sich ungefähr vorstellen,
wie das bei der „PRG Live Entertainment Award“-Zeremonie so zugeht. Also so
langweilig, daß eine Zusammenfassung im Hessischen Fernsehen nicht weiter
unangenehm auffällt.Dieses Jahr hatten sich die LEA-Veranstalter etwas Besonderes einfallen
lassen: Neben den bisherigen „Medienvertretern“ bestand die Jury 2015 auch aus
„Branchenpraktikern“ wie Ossy Hoppe (Wizard), Marek Lieberberg, Karsten Jahnke,
Peter Schwenkow (DEAG) und anderen.Und jetzt raten Sie mal, wer die LEAs abgeräumt hat. Genau. Es waren
u.a. Marek Lieberberg (3 Preise), Wizard, die DEAG (2 Preise) und Karsten Jahnke...Natürlich haben Marek Lieberberg und Karsten Jahnke ihre Awards sicher
hochverdient – aber müssen sie wirklich selbst in der Jury sitzen, die die
Preise vergibt? Klar, wir arbeiten in einer extrem autoreferentiellen Branche,
aber... Kollegen, das habt ihr doch eigentlich nicht nötig!