Pop-Kultur Berlin
Nicht viel anders macht es das andere komische Dingens, das in Berlin
niemand braucht, das aber aus Steuergeldern finanziert im Sommer Premiere haben
wird: Das vom Musicboard des Berliner Senats veranstaltete Staatspop-Festival
namens „Pop-Kultur“. Die Macher behaupten neuerdings, sie hätten „die
langweiligen Themen weggelassen“, das Programm, das sie anbieten, läßt dies
allerdings nur schwer nachvollziehen. Und vor allem, wie das Lollapalooza,
leidet das Programm darunter, daß lauter Künstler und Bands auftreten, die
sowieso ständig in Berlin zu sehen sind. Pantha du Prince, Matthew Herbert,
Sophie Hunger (allein diese tolle Künstlerin hat in den letzten zwölf Monaten
ca. 10 mal in Berlin gespielt...), Ólafur Arnalds, „Fenster“, der
unvermeidliche Sven Regener oder Schnipo Schranke – wie originell das alles.
Aber ich vergaß, sind ja lauter Premieren, denn die meisten Künstler tun eben
mal etwas ganz anderes (vielleicht etwas, was sie nicht können? siehe oben...),
wozu sie von sogenannten Kuratoren ermuntert werden müssen. „Ein
Rock’n’Roll-Kurator? Das ist das Albernste, was ich je gehört habe“, wußte
schon Keith Richards.
Nur die Politik freut sich über so viel Stadtmarketing. Der Regierende
Bürgermeister Müller (SPD) ließ verlauten: „Pop-Kultur
repräsentiert in seiner freien und offenen Konzeption den Standort Berlin ideal
und bereichert den kreativen Humus unserer Stadt auf vielfältige Art und Weise.
Ich bin gespannt und freue mich auf das neuartige Format, von dem ich mir
kreative Ergebnisse und einen intensiven Austausch der internationalen Popkultur-Szene
verspreche.“
Wenn Sie also den „Standort Berlin“ (so redete man früher eigentlich von
Kasernen: Truppenstandort XYZ...) repräsentieren und dem Berliner Regierenden
„kreative Ergebnisse“ verschaffen wollen, dann melden Sie sich rasch beim
Staatspop-Festival der Stadt Berlin an. Sie haben dafür bezahlt. Eine hohe
sechsstellige Summe. Helau!