20.05.2015

BLAU - neues Kunstmagazin des Axel Springer-Verlags

Der Axel Springer-Verlag hat ein neues Kunstmagazin an den Start gebracht – Sie wissen schon, „Kunstmagazin“ nennen sich hauptsächlich die Zeitschriften der Großverlage, die um die vielen Anzeigen ein wenig Text herum gruppieren müssen, und in denen auf den ersten neun Seiten ausschließlich Anzeigen zu sehen sind. Besonders eklig finde ich, wenn ich das mal eben anmerken darf, dabei immer die Anzeige von Patek Philippe Geneve. Ein Vater mit einer Luxusarmbanduhr dieser Marke sitzt mit seinem vielleicht zehnjährigen Sohn auf dem Sofa, er lächelt, der Sohn lacht verkrampft, und daneben steht: „Eine Patek Philippe gehört einem nie ganz allein. Man erfreut sich ein Leben lang an ihr, aber eigentlich bewahrt man sie schon für die nächste Generation.“ Und man versteht bei dieser Gelegenheit wieder, warum die Französische Revolution ursprünglich die Erberei ganz abgeschafft hat. Man kann das übrigens auch in Flauberts „Education Sentimentale“ schön nachlesen. Das Kunstmagazin „Blau“ des Axel Springer-Verlags ist so belanglos, wie es nur sein kann; interessant war aber die Werbung, die der Verlag in verschiedenen Zeitungen für sein neues Anzeigenblättchen geschaltet hatte. Auf der Titelseite der „Welt“ war zu lesen: „Kunst ist mehr wert als die Wahrheit. Friedrich Nietzsche.“ In der „taz“ dagegen hatte Springer diesen Text geschaltet: „Kunst ist nicht ein Spiegel, den man der Wirklichkeit vorhält, sondern ein Hammer, mit dem man sie gestaltet. Karl Marx.“ Was haben wir gelächelt. War „Kunst“ nicht das, wofür das Scheichtum Katar 300 Millionen ausgegeben hat, nämlich für ein Gemälde Gauguins? Oder der Privatsammler, der vor ein paar Tagen mal eben 179,4 Millionen für ein Gemälde von Picasso auf den Tisch geblättert hat (die vielen Brüste auf „Les femmes d’Algers“ hat der reaktionäre US-Fernsehkanal „Fox“ übrigens in seiner Nachrichtensendung verdeckt – im Ernst!). Doch so, wie es der Kunst um die höchstmögliche Dotierung von Fetischen geht, geht es den Verlagen um den größtmöglichen Anzeigenverkauf. Alle sind in einem Spiel. Größere Fische, kleinere Fische. Und das Sein bestimmt das Bewußtsein. War das jetzt Nietzsche?