Satire und Berlins Olympiabewerbung
Satire? Darf hierzulande schon sein, und in ihren Sonntagsreden waren
alle Politiker Charlie, klar. Aber natürlich gilt das nur, solange die Satire
keinen Ärger macht, dann will man sie doch lieber rasch verbieten. So, wie
jetzt der Berliner Senat, der einen Blog verbieten will, der eine gefälschte
Olympia-Kampagne mit Motiven aus der NS-Zeit veröffentlicht hat. Der Berliner
Senat (SPD und CDU) findet das nicht witzig und läßt die Blogger abmahnen. Denn
Satire darf laut Berliner Senat zwar alles, aber natürlich nur das, was die
Obrigkeit erlaubt.
Der Senat ließ den Blog laut „taz“ wegen „wahrheitswidriger
Behauptungen“ abmahnen, denn es werde behauptet, daß die auf dem Blog
veröffentlichten Plakate „Motive der Olympiakampagne seien“. Interessant, daß
der Berliner Senat offensichtlich den Betrachter nicht zutraut, Motive der
Nazi-Olympiade 1936, z.B. mit Jungen in HJ-Uniform, von Motiven des Berliner
Senats 2014 unterscheiden zu können – entweder sind also die Unterschiede
tatsächlich nicht besonders groß – eben alles Propaganda, hier wie dort... –
oder der Berliner Senat hält die BürgerInnen der Hauptstadt für doof. Beides
spricht nicht gerade für den Berliner Senat, der offensichtlich mit allen
Mitteln versucht, jede Kritik an der Berliner Olympia-Bewerbung im Keim zu
ersticken. Also doch ein bißchen wie 1936...
Dazu paßt, daß der Berliner Senat aus SPD und CDU entschieden hat, daß
Ausländer an der geplanten Olympia-Volksbefragung nicht teilnehmen dürfen. Das
Brandenburger Tor leuchtet olympisch, aber etwa eine halbe Million in Berlin
lebender Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit werden von der
Mitbestimmung über sie angehende Angelegenheiten ausgeschlossen, man habe
„keinen Präzedenzfall schaffen wollen“, daß Ausländer einbezogen werden, wird
die CDU in der „Berliner Zeitung“ zitiert, und die SPD lenkte ein, auch ihr
waren die nichtdeutschen BerlinerInnen nicht wichtig. Weltoffene Großstadt?
Nein, reaktionäres Provinznest, zumindest was die einschlägigen Dorfpolitiker
angeht. Wo der Kulturstaatssekretär 100 Kulturschaffende einlädt, „Olympia
anders zu denken“, denn, so Renner an die Adresse der Kulturschaffenden: „Daß Berlin als Olympiastadt interessant
ist, liegt an euch!“ Und was ist dabei herausgekommen? Der Vorschlag, daß „Obdachlose kostenlose Eintrittskarten zu
den Wettbewerben erhalten sollen“. Im Ernst.
Seit wann vergibt das IOC seine Spiele in Provinznester?