03.02.2015

Brand Ambassadors & Kuratorinnen

A propos Selbstoptimierung.
Unlängst fiel mir eine Zeitschrift namens „Flair“ in die Hände. Viel Mode, viel
Bohei, viel Verarsche. Unter dem Titel „Im Namen der Marke“ wurde „der Traumjob des 21.Jahrhunderts“
vorgestellt: nämlich „Brand Ambassador“, also Markenbotschafterin. Denn: „Kaum eine große Marke verzichtet darauf,
ihre Identität von It-Girls darstellen zu lassen“. Also eher ihre
ITentität, würde ich sagen, aber immerhin haben „Marken“ sowas noch, was man
von den meisten Menschen, die längst zum Objekt
des „Marktes“ wurden, kaum noch gesagt werden kann.

Interessant dann ein paar
Seiten weiter ein Interview mit zwei PR-Frauen, die so schöne und ehrliche
Sätze aufsagten wie: „Es geht darum,
Geschichten zu erzählen und Gefühle zu wecken. Das funktioniert auch gut mit
Kunst.“ Genau, wissen auch längst Volkswagen oder Deutsche Bank oder all
die anderen Kunstsponsoren...

Wieder ein paar Seiten
weiter wurde ich dann allerdings doch ein wenig verwirrt. Gerade hatte ich
gelernt, daß der „Traumjob des
21.Jahrhunderts“ der „Brand Ambassador“ sei, da erfuhr ich nun in einem
„Dossier“: „Traumjob: Kuratorin“!
Denn „was in den 90er-Jahren der DJ war,
ist heute der Kurator: ein Traumjob, der harte Arbeit ist und überwiegend
Männer erfolgreich macht“ (man beachte die schöne Verwechslung von Subjekt
und Objekt: der Job macht also die Männer erfolgreich, nicht umgekehrt). „Doch die Kuratorinnen sind auf dem
Vormarsch“. Also, die Damen: wenn es als It-Girl mit der ITentität nicht mehr
läuft und ihr auch als Brand Ambassadors nicht vorankommt, noch ist der Zug nicht
abgefahren, werdet ihr eben Kuratorinnen!