Chicks on Speed, H&M und die Biobaumwolle
Mal ein Beispiel für den Unterschied zwischen den frühen
90er Jahren des vergangenen und den 10er Jahren des gegenwärtigen Jahrhunderts
gefällig?
Der Berliner Künstler Wolfgang Müller erzählt in einem
auch sonst lesenswerten Interview mit der „Berliner Zeitung“, wie Karl
Lagerfeld 1991 für ein Fotoshooting das legendäre Berliner „Kumpelnest 3000“
anmieten wollte:„Karl
Lagerfeld wollte den Laden mieten. Aber Mark Ernestus lehnte das ab.“Ja, es gab mal Zeiten, in denen Club- und Barbesitzer für
Geld nicht alles machten.
Heute dagegen – die „Chicks On Speed“ im Interview mit
„Zitty“:„Auch
wir sind ein Teil dessen. Aber das kann man auch nutzen, wie zum Beispiel bei
einer Kooperation mit H&M, für die wir und andere Künstler T-Shirts designt
haben. Einige Künstler wollten ihre Designs nur auf biologische Baumwolle
drucken. H&M hatte aber Probleme damit. So plötzlich kann nicht so viel
Biobaumwolle hergestellt werden, das erfordere jahrelange Planung und
Vorarbeit. Aber wir haben nicht aufgegeben, und H&M arbeitet nun
mittlerweile daran, daß bis 2020 zumindest ein gewisser Prozentanteil
biologisch produziert wird. Das war eine Zusammenarbeit mit dem System, aber
auch ein guter Anfang.“
Ach ja?Ob H&M daran arbeitet, daß bis 2020 zumindest einem
gewissen Prozentanteil der Textilarbeiterinnen, die den Krempel zum Beispiel in
Kambodscha oder Bangladesch unter in aller Regel menschenfeindlichen,
ausbeuterischen Bedingungen herstellen, mehr als die 1,18 Euro Tageslohn
erhalten, die H&M nach Recherchen von Wolfgang Uchatius 2010 zahlte, ist
nicht bekannt.Irgendjemand muß halt dafür bezahlen, daß sich
irgendwelche „Chicks on Speed“ darüber freuen können, daß alles etwas mehr
„bio“ wird. Durchgeknallt.