01.12.2014

Grönemeyer & Universal laden ins Grill Royal

Herbert Grönemeyer bzw. seine Plattenfirma, der
Weltmarktführer Universal, hatten die führenden Musikjournalisten der Republik
in eine für gewöhnlich von reichen Kunstsammlern und sonstigen Wichtigtuern
frequentierte Berliner Luxuskaschemme zu kostenlosem Champagner, Rinderfilet,
Garnelen, karamellisierten Ziegenkäsebällchen auf Spinatbett und anderen
wohlfeilen Gaumenfreuden eingeladen. Das Manko: die Musikjournalisten mußten
sich eine Ansprache des Universal-Chefs und danach das neue Album von
Grönemeyer anhören. Coram publico.

Wenn
Sie jetzt denken, daß kein Mensch von Würde, Intelligenz und Geschmack sich auf
so etwas einläßt, dann kennen Sie den deutschen Musikjournalismus schlecht.
Klar würde es sich gehören, auf so eine Einladung zum Dasein als Marketingtool
mit einer kühlen Mail zu antworten, etwa in der Art „Danke für Ihre Einladung.
An Ihrer Werbeveranstaltung werde ich als unabhängiger Journalist natürlich
nicht teilnehmen. Bitte senden Sie den Tonträger an die Ihnen bekannte
Anschrift“.

Aber
Pustekuchen, hier wollte noch jeder dabei sein, und so konnte man dann großformatigste
Artikel z.B. in „FAZ“, „Spiegel Online“ oder „Berliner Zeitung“ über das neue
Grönemeyer-Album lesen, und da konnten die Edelfedern sich noch so sehr in
Ironie oder pseudoironischer Distanz üben („der
meiner Ansicht nach etwas zu cremig geratene Knoblauchdip“... „Herbert
Grönemeyer, du hast mein Leben zerstört (...) Wer nicht mitsingt, ist selbst
schuld“... „der deutsche Seelensänger (...) Es
bringe nichts, immer nur über die Politiker zu schimpfen. Irgendwann müssten
wir doch mal anpacken und Verantwortung übernehmen“), klar war, daß
der Universal-Konzern sein Ziel mit der Journalistenspeisung aufs Trefflichste
erreicht hatte: Hofberichterstattung allüberall. Und billiger als entsprechend
großformatige Anzeigen zu schalten dürfte das Anmieten des Berliner
Schnöselladens auch gewesen sein.