01.12.2014

Wahlen in der Ostukraine und deutsche Medien

„Noch
während die Stimmauszählung läuft, werden die Separatistenführer in der
Ostukraine zu Siegern erklärt“, berichtet ein Stefan Scholl unter
der Überschrift „Für den Anschein der
Legitimation“ in der „Berliner Zeitung“ über die Wahlen in den
ostukrainischen Separatistenrepubliken. Und was er sagen will, ist klar: Die
zählen doch noch die Stimmen aus, während sie schon Sieger küren, muß also
alles illegal sein dort!

Nur, leider: ich habe in den letzten Jahrzehnten in der
Bundesrepublik Deutschland keine einzige Bundestags- oder Landtagswahl erlebt,
bei der in den Medien, allen voran im Staatsfernsehen, nicht zwischen 18.00 und
18.30 Uhr bereits Sieger und Verlierer ausgerufen worden wären. Also zu einem
Zeitpunkt, da die Stimmenauszählung gerade einmal begonnen hat. Haben Wahlen
hierzulande also nur „den Anschein der Legitimation“? Alles gefaked?Manchmal schadet es nicht, kurz nachzudenken, bevor man
die längst gefaßte Meinung im Brustton der Überzeugung herausposaunt.Ach ja, im sozusagen Kleingedruckten, im allerletzten
Absatz des Artikels, steht dann das Dementi der Propaganda-Überschriften: „Tatsächlich wirkt die Prozedur in den
Wahllokalen diszipliniert. Meldungen über Verstöße gibt es nicht.“