01.11.2014

Bands, Techies & Kontrollgesellschaften

Drollig, wie die verschiedenen Großkünstler vergangener Zeiten zuletzt
ihre eigenen technischen Kleingärten mit Zäunen einhegen. U2 veröffentlichen
ihr neues Album auf Apples iTunes und zwingen allen iTunes-Nutzern ihre von den
meisten nicht erwünschte Musik als Spam auf. Fast noch bescheuerter wirkt die
Geste der Zerknirschtheit, mit der die irischen Steuerflüchtlinge im Nachhinein
auf Gutwetter bei den Fans machen wollen. Es sei „Größenwahnsinn“ und „Eigen-PR“
gewesen, die zu dieser Aktion geführt habe, so der Band-Chef. Oder war es nicht
doch das liebe Geld? Cui Bono? Dem Vernehmen nach haben U2 knapp 100 Millionen
von Apple kassiert. Bono jedenfalls siehts so: „Wir wurden als Band erstklassig bezahlt.“ Wohl wahr.Mainstream-Kollege Thom Yorke, bekanntlich eingefleischter
Streaming-Gegner, brachte sein neues Soloalbum nicht beim Apfel, sondern sozusagen
bei einer Birne heraus, nämlich exklusiv bei Bittorrent, im Bundle mit
Filesharer-Software. Ähem. War da was?Wann werden die Künstler es endlich lernen, daß das Geheimnis
erfolgreicher Musik-Veröffentlichungen nicht darin besteht, sich für viele
Millionen vor den Karren verschiedener Technik-Konzerne spannen zu lassen,
sondern die Musik einfach zeitgleich auf allen verfügbaren Kanälen zu
veröffentlichen? Diejenigen, die diese Musik hören wollen, wollen weder U2-Spam
in ihren iTunes-Ordnern, noch dazu gezwungen werden, Software auf ihren Rechner
zu installieren, um Thom Yorke zu hören. Die Freiheit besteht darin, daß die
Fans, die „User“ selbst bestimmen können, wie und wann (und ob...) sie die
Musik der Künstler hören wollen. Ob als Download, Stream, als Vinyl oder, wie
in der digitalen Steinzeitrepublik Deutschland immer noch mehr Menschen als
andernorts, als CD. Der Deal ist: Der Künstler macht die Musik. Der Fan
entscheidet, wie er sie hört. Die Zeiten der Disziplinargesellschaft, in der
die Fans vorgeschrieben bekommen, wie sie Musik zu hören haben, sind
Vergangenheit. Warum sperrt ihr eure Musik hinter Mauern, seien es die von
Apple oder die von Bittorrent? Kommt ins Offene, liebe Musiker, laßt euch aufs
21.Jahrhundert ein! Wenn eure Musik gut und interessant genug ist, wird sie
gehört und bezahlt werden – auf den Kanälen, die nicht ihr, sondern die Fans
bestimmen!