Die SUISA schreibt mir eine Mail
Anfang Oktober
trat ich mit meinem Vortrag „Das Geschäft mit der Musik“ in der Schweiz, im
wunderbaren „Bad Bonn“ in Düdingen in der Nähe von Bern auf. Der Veranstalter
hatte auf die Lesung auf seiner Homepage u.a. mit einem kleinen Zitat aus
meinem Buch geworben, wonach der SUISA-Chef (SUISA ist die Schweizer GEMA)
jährlich 357.000 Schweizer Franken verdienen würde (und der Chef der Schweizer
„VG Wort“, also der „ProLitteris“, hat noch mehr eingestrichen...) – als diese
Einkommenszahlen erstmals veröffentlicht wurden, äußerten Erfolgsautoren wie
Alex Capus ihren Unmut über die Verteilung der Einnahmen zwischen Funktionären
und den Autoren, und Politiker verschiedenster Fraktionen kündigten eine
parlamentarische Initiative an, die die Gehälter auf das in der Staatsverwaltung
übliche Niveau senken sollte. Die Funktionäre jedoch sahen, dort wie hier,
keinerlei Handlungsbedarf. Ernst Hefti, der Direktor von ProLitteris, meinte,
auf das Mißverhältnis zwischen den Einkommen vieler Urheber und dem seinigen
angesprochen, im „Tagesanzeiger“ lapidar, daß schließlich „jeder seinen Beruf
selber wählt“ – also gewissermaßen: Künstler, ihr seid selber Schuld, wenn ihr
so blöd seid, Musiker oder Autoren zu sein, machts halt wie ich, werdet
Funktionär einer Verwertungsgesellschaft, dann bekommt ihr auch ein
Herrschaftsgehalt!Am Nachmittag vor dem Auftritt erreichte mich eine Mail von Giorgio
Tebaldi, dem „Abteilungsleiter Kommunikation“ der SUISA; darin hieß es u.a.: „Sie halten heute Abend im Bad Bonn in
Düdingen eine Lesung mit dem Titel ‚Das Geschäft mit der Musik’. Im Teaser
schreiben Sie, daß das Jahresgehalt des SUISA-Generaldirektors CHF 357.000
beträgt. Wie Sie im SUISA-Geschäftsbericht 2013 auf Seite 20 lesen können,
beträgt das Gehalt CHF 303.613. Die von Ihnen genannte Zahl bezieht sich
unseres Erachtens auf das Jahresgehalt des Vorgängers Alfred Meyer im Jahr
2008. Ich möchte Sie bitten, in Ihrer Lesung das tatsächliche, aktuelle
Jahresgehalt zu nennen. Besten Dank und freundliche Grüße.“Um ehrlich zu sein, hatte ich gar nicht vor, bei meinen Vortrag
überhaupt auf die SUISA und die Gehälter ihrer Generaldirektoren einzugehen –
ihr Abteilungsleiter Kommunikation brachte mich allerdings auf die Idee, und so
las ich seine Mail unter großem und anhaltendem Gelächter des Publikums vor.
Womit uns schließlich allen gedient war.