18.06.2014

Cro über Sponsoring und BS

Im Januar diesen Jahres erschien im Feuilleton der „Stuttgarter Zeitung“
ein großes Interview, das Jan Georg Plavec mit mir führte und das in Stuttgart
ein wenig Furore machte, wie die Zeitung selbst sagt. Unter anderem befragte
der Redakteur mich natürlich, soviel Lokalpatriotismus darf ja auch gerne sein,
ausführlich zu meiner in meinem Buch „Das Geschäft mit der Musik“ und in meinen
Live-Auftritten geäußerten Kritik am Pandarapper Cro als Werbeträger für
praktisch alles, was dafür Geld bezahlt.http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.berthold-seliger-im-interview-d...

Nun hat Plavec ein großes Interview mit Cro geführt, und ihn auch auf
seine Werbedeals angesprochen. Diese Interviewpassage ist so schön, daß ich Sie
Ihnen nicht vorenthalten möchte:

„Jetzt zu ein bisschen Kritik. Der Konzertveranstalter
Berthold Seliger hat vergangenes Jahr ein Buch über die Probleme der
Musikindustrie geschrieben. Im Interview hat er mir unter anderem gesagt: Wenn
vor zehn Jahren einer für H&M, McDonald’s und Axe Werbung gemacht hätte,
wäre der unten durch gewesen und künstlerisch nicht mehr glaubwürdig. Er hat
dich gemeint.
Es gibt zwei Typen von Menschen. Die einen sagen: Na gut, dann hängt er halt
auf nem Plakat in der Stadt. Die anderen sagen: „Sellout! Du verrätst du
Kultur!“ Ich zähle zur ersten Gruppe. Bei H&M dachte ich: Geil, ich bin
Modedesigner und habe die Chance, mit denen eine Modekollektion zu machen. Was
geht, ist doch super.Was ist mit McDonald’s?Schmeckt irre gut und war ein witziges Konzept.Axe?Die Axe-Kampagne wirbt natürlich für ein Produkt, aber eben auch für Frieden.Dein Album wird mit dem
„Red Bull Tag am See“ präsentiert. Berthold Seliger wird bei der Vorstellung
vermutlich schlecht, dass ein Energy-Drink einer Album-Releaseparty den Namen
leiht.Wir wollten schon zum ersten Album mit einem Boot über den Neckar fahren und
Konzerte spielen. Leider machen einem da Behörden leicht einen Strich durch die
Rechnung. Jetzt kommen unsere Kumpels von Red Bull und sagen: wenn ihr was
machen wollt, wir kriegen es hin. Die haben uns den Tag am See ermöglicht. Voll
geil. Es geht darum, dass wir machen, was wir machen wollen. Wie kann man
dagegen sein? Klar man kann auch ein Buch schreiben, alles scheiße finden und
immer nur meckern oder zu einem Interview mit einem Veranstalter, in dem einmal
mein Name fällt, als Aufhänger ein Cro-Foto posten, damit mehr Leute drauf
klicken. Ich finde das schräg. Man kann ja nicht gegen alles sein.Indie-Haltung halt.Was ist daran denn Indie? Indie ist, was wir alles abgesagt haben. Hier kommen
zwei Angebote die Woche rein, für die andere alles machen würden. Indie ist
zehn Jahre buckeln ohne Geld zu sehen und dann ohne Major-Label Doppelplatin
holen und die Schleyer-Halle ausverkaufen.“

Toll, oder?Allerdings bin ich noch ein wenig unschlüssig, welche Zeile des
schwäbischen Panda-Muttersöhnchens ich schöner finde – daß McDonalds „irre gut
schmeckt“, oder daß „man ja nicht gegen alles sein kann“...