16.06.2014

Tortoise & Die Sterne in China

A propos Staatspop: Im Mai hatten Tortoise ihre China-Premiere, zwei mit
jeweils knapp 1.000 Zuschauern ausverkaufte und begeisternde Konzerte in
Shanghai und Beijing – was für ein Fest war das zum Beispiel im schönen Yu Gong
Yi Shan Club mit all den größtenteils sehr jungen Fans!Anfang Juni traten im gleichen Club „Die Sterne“ auf – im Gegensatz zu
Tortoise, deren China-Konzerte auf dem sogenannten freien Markt von einem
engagierten chinesischen Tourveranstalter finanziert wurden, und die Fans
hatten wie allüberall Tickets gekauft, wurde der Auftritte der „Sterne“ vom
Goethe-Institut finanziert, und da man wohl Angst hatte, daß sich für die Band
niemand in China interessieren könnte, war der Eintritt frei. Und die Sterne
stellten einen Song namens „Universal Tellerwäscher“ (was haben wir gelacht!)
für den „landesweiten LipDub-Wettbewerb zur Verfügung“, wie das Goethe-Institut
stolz verlautbaren ließ.Jetzt sagen Sie selbst, und mal abgesehen von dem doch sehr großen
Qualitätsunterschied der beiden Bands – was gefällt Ihnen besser? Eine Band,
die von einem Tour- und von örtlichen Konzertveranstaltern in ein Land wie
China eingeladen wird, und für die viele Fans Eintritt bezahlen, weil sie die
Band unbedingt sehen wollen? Oder eine auf Staatskosten von einer staatlichen
Institution eingeflogene Band, die in Ermangelung von örtlichem Fan-Interesse
für umme spielt, um überhaupt ein Publikum in China zu finden?