13.04.2014

Raubkunst in Hermann Parzingers Büro

Im Büro eines der obersten Hüters der deutschen Kultur, des kulturellen
Preußen-Erbes, im Büro also des Chefs des Präsidenten der Stiftung Preußischer
Kulturbesitz, die den Neubau des Berliner Stadtschlosses mit dem
Humboldt-Museum massiv vorantreibt, hing bis vor kurzem ein Gemälde von Oskar
Kokoschka, bei dem es sich sehr wahrscheinlich um Raubkunst handelt. Und der
oberste Hüter der Preußen-Kultur, Hermann Parzinger, fand nichts dabei, ganz im
Gegenteil, im „Tagesspiegel“ äußert sich Parzinger nonchalant: „Da wir davon ausgingen, daß keine Verfolgungsbedingtheit
vorlag, gab es keinen Grund, es nicht zu hängen.“ So reden deutsche
Kulturbürokraten mit Sekundärtugenden, mit denen sie ohne Weiteres vor einigen
Jahrzehnten auch dem Nazi-System hätten dienen können.

Doch selbst wenn das Kokoschka-Gemälde formaljuristisch nicht unter die
Raubkunst-Kriterien fallen sollte – Tatsache bleibt, wie Nikolaus Bernau
dankenswerterweise für die „Berliner Zeitung“ recherchiert hat, daß das Gemälde
1935 von der „Berliner
Nationalgalerie aus Beständen erworben wurde, die die Münchener Kunstsammlerin
und Galeristin Anna Caspari in der Dresdner Bank als Pfand hinterlegt hatte.
Anna Caspari gelang es gerade noch, ihre Söhne nach London in Sicherheit zu
bringen, bevor sie selbst 1941 nach Litauen deportiert und am 25. November in
Kaunas ermordet wurde." Ein Bild also, das einem Opfer des Holocaust
gehörte, bevor es unter fragwürdigen Rahmenbedingungen an den Staat ging, einer
Jüdin, deren Galerie 1939 von der Gestapo geplündert und geschlossen wurde und
die zwei Jahre später von den Nazis ermordet wurde. Und darunter saß tagein
tagaus der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und ging seinen
Geschäften nach. Und ist sich keiner Schuld bewußt. Ein Kriterium wie Empathie
darf man bei so einem Kulturfunktionär schon gar nicht erwarten.

Es ist widerlich. Hermann Parzinger ist als
Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz nicht länger tragbar. Da er
sicher nicht das Fünkchen Anstand besitzt, von sich aus zurückzutreten, muß er
von der Politik, und wenn die wieder einmal versagen sollte, von den
Bürgerinnen und Bürgern zum Rücktritt gezwungen werden!