15.09.2013

Casper und Roland Kaiser

Sie erinnern sich an Casper, diesen freundlichen jungen Mann, der,
sobald ein neues Album von ihm erscheint, so durch die Verwertungsmühlen der
Kulturindustrie geschüttet wird, wie Max und Moritz – Rickeracke! Rickeracke!
Geht die Mühle mit Geknacke – vom Müllermeister geschrotet werden. Casper wird
vom sonst eigentlich so geschmackssicheren Popfeuilleton der „Berliner Zeitung“
mit einem Interview geadelt, und „Spex“ versteigt sich in einer Titelstory gar
zu der Behauptung, Casper sei der beste deutsche Rapper.

Wahrscheinlich meinen sie Texte wie diesen:

„Sie blickt ihn an
und sagt: Eines Tages halt ich den Atem an,
Ich hoff doch in deinen Armen dann.
Du starker Mann, Kämpfer für mich.
Schenk dir mich.

Bitte, Liebster,
verschwende mich nicht.
(...)

Wir können Schwäne
sein, zur letzten Träne sein.
Will in stürmischer See der Zeit Antwort deiner Gebete sein
Sieh doch ich steh mit ein, als Letztes im Gefecht
Bin weiß Gott nicht die Schönste doch geb mein Bestes, ich versprechs.“
Undsoweiterundsofort
elendet sich das Geschwätz des „besten deutschen Rappers“. Sagen Sie nicht, Sie
hätten es nicht gewußt! „Nette deutsche Jungs“ eben, wie Casper über sich und
seine Kumpel sagt, brave Neokons, die von starken Männern und Kämpfern in
stürmischer See träumen, während ihre Freundinnen als „Letztes“ (also
ausdrücklich nicht als Letzte, sondern als Neutrum...) im Gefecht stehen.

„Jetzt.de“ von der „Süddeutschen Zeitung“ hat unlängst die Songtexte des
von den Kritikern wegen seines „einzigartigen
Rap- und Textstils“ bejubelten Casper mit denen des Schlager- und
Schnulzensängers Roland Kaiser („Santa Maria“) verglichen – mit einem
überraschenden Ergebnis, oder vielleicht auch nicht.

Und was tat der brave Casper? Er spielte die beleidigte Leberwurst und
gab ein bereits geführtes Interview nicht frei – er fühle sich „von dem Vergleich diffamiert“. Der
Schlagerstar Roland Kaiser war um einiges cooler als der Rapper und stellte
sich den Fragen der „SZ“.