14.05.2006

Und Ansonsten 2006-05-14

Strom
Strom Strom.
Im letzten Rundbrief hatten wir vom neoliberalen PDS-Wirtschaftssenator Berlins
berichtet, der die über 5%ige Preiserhöhung der Stromtarife durch Vattenfall
genehmigt hat.
Am 19.4. lesen wir dazu in der "Berliner Zeitung": "Das Energieunternehmen
Vattenfall wird wieder Stromlieferant fürs Land Berlin. (…) Derzeit werden die
Landeseinrichtungen von den Unternehmen Lichtblick und Electrabel mit Strom
versorgt, die 2004 die Ausschreibung gewonnen hatten. Nun lag Vattenfall vorn
und liefert in den Jahren 2007 bis 2009 rund 900 Gigawattstunden Strom pro Jahr.
Die Kosten für das Land Berlin werden 2007 bei rund 87 Millionen Euro
liegen."
Ein Schelm, wer 1 und 1 zusammenzählt.

* * *

Ein Event wird angekündigt, und wie immer in diesen Spalten lassen wir es uns
nicht nehmen, alle Rechtschreib- und Grammatikfehler des Originals zu
übernehmen:
"T-Mobile präsentiert:
Die Robbie Williams Welcome to the Mansion Clubtour 06
PARTY LIKE YOUR STAR!
In den Metropolen
Deutschlands wird in ausgefallener Club-Atmosphäre gefeiert. Sei dabei und
"Party like your Star!" wenn T-Mobile den Style Robbie Williams,
unterlegt mit funky Housetunes vom Erfolgsduo "Delicious" aus
Dänemark, inszeniert.
Die DJanes aus Kopenhagen
sind die Newcomer in der europäischen Clubszene und haben so z.B. regelmäßige
Auftritte in St. Tropez, Paris, Ibiza usw. . aber nicht nur musikalisch,
sondern auch optisch sind die beiden ein absoluter Hingucker.
Lass dich von den
"Robbie Williams Girls" in gestylter Location empfangen.
Die Kombination aus
klassisch-englischen Dekoelementen, welche die Herkunft des Künstlers
widerspiegeln und der High Tech Welt, sorgen für ein außergewöhnliches
Clubambiente.
Eine Frage die bleibt: Kommt
er oder kommt er nicht?"

* * *

"Jazz ist eine wichtige
Investition in die kulturelle Zukunft, vor allem in einem Land, wo Beethoven
einem die Luft zum Atmen nimmt", stellte Rainer Michalke,
Festival- und Klub-Chef fest. Und ich dachte immer, der wo uns die Luft zum
Atmen nimmt, ist Beckenbauer. Oder so.

* * *

Die "tageszeitung" schreibt mir am 28.März 2006 u.a.:
"…entschuldigen Sie die
Störung, aber wir hätten da mal eine Frage: Was halten Sie eigentlich vom
"Dazugehören"? Ja, wir meinen Sie, Sie ganz persönlich! Gehören Sie
vielleicht auch zu den Menschen, die Wert auf einen eigenen Geschmack legen, aber
gleichzeitig davon träumen, daß irgendwann alle Ökoeier essen? Die für eine
offene Gesellschaft sind, aber selbst lieber am Rande des Mainstreams stehen
bleiben möchten?"
Und so weiter und so fort blubbert das dahin, bis zum Höhepunkt, der
Feststellung:
"Denn wir sind zwar
links, aber nicht naiv. Wir würden gerne die Welt verbessern. Können aber auch
rechnen."
"Zwar" links, "aber" nicht naiv. Sie würden gerne die Welt
verbessern (die Welt will aber wohl nicht mit im Sandkasten spielen?).
"Aber" sie können auch rechnen.
Besser kann man das wohl nicht sagen…

* * *

Die Schauspielerin Jasmin Tabatabei hat sich eine Villa in Berlin-Pankow
gekauft, und zwar die Villa, in der bis 1964 Otto Grotewohl wohnte, der erste
Ministerpräsident der DDR. Nach seinem Tod 1964 wurde die Villa erweitert und
umgebaut und diente dem Schriftstellerverband der DDR. Der Zeitschrift
"Super TV" erklärt die Schauspielerin: "Wie feudal einige Bonzen im Arbeiter- und
Bauernstaat wohnten, hat mich schon überrascht." Ganz so, wie
eine mittelmäßige Schauspielerin in der kapitalistischen Bundesrepublik des
Jahres 2006 nach "behutsamer Renovierung" eben auf 343 Quadratmetern
hausen kann...

* * *

Die "Süddeutsche Zeitung" titelt: "Der
Aufschwung bringt kaum Arbeitsplätze."
Das hätte ich ihnen auch sagen können…

* * *

Dampfplauderer Johannes B. Kerner wirbt landauf landab für Air Berlin. Oder
auch nicht. Wischi waschi wie man es von seinen unerträglichen Shows kennt. Auf
ganzseitigen Anzeigen, z.B. im "Spiegel", sagt Kerner in riesigen
Buchstaben: "Warum ich
auf Air Berlin setze? Bei Aktien setze ich auf Sieger!" Im
wirklich Kleingedruckten liest man dann überrascht: "Diese Veröffentlichung stellt weder ein Angebot zum
Verkauf, noch eine Aufforderung zum Kauf von Wertpapieren dar."
Haben sie wohl nicht so gemeint, aber sie haben natürlich Recht: Das stellt
eher eine Warnung vor dem Produkt dar, wenn Johannes B. Kerner für etwas wirbt…

* * *

Daß Sprachgenie Edmund Stoiber und seine Partei Sprachtests für
Einbürgerungskandidaten einführen wollen, ist zumindest eine mutige
Entscheidung. Nicht, daß der bairische Ministerpräsident irgendwann selbst von
der Kommission vorgeladen wird, "Schauen
Sie sich mal die großen Flughäfen an in Heathrow in London oder sonstwo meine
Charles de Gaulle in äh Frankreich oder in äh in … Rom wenn Sie sich mal die
Entfernungen ansehen dann werden Sie feststellen, daß zehn Minuten Sie
jederzeit locker in Frankfurt brauchen um Ihr Gate zu finden. Wenn Sie vom Flug
- äh vom Hauptbahnhof starten Sie steigen in den Hauptbahnhof ein Sie fahren
mit dem Transrapid in zehn Minuten an den Flughafen in an den Flughafen…"

Und so hoffen wir von Herzen daß Sie äh in Flughafen oder äh in Bahnhof finden
ohne Transrapid, und in U-Bahn dann äh schnell zu unseren Konzerten kommen wo
äh in Mai viele gute Konzerte von äh Bands aus aller Welt äh auf der Bühne in
auf der Bühne…

Viel Spaß und einen schönen Frühling zwischen Straßencafes, Biergärten und
Clubs und Konzertsälen!