01.09.2013

Tote Hosen im Wahlkampf

Die „Toten Hosen“ sind beleidigt, weil sowohl CDU als auch SPD sich
einfach ihres Rock-Schlagers namens „Tage wie diese“ für Wahlkampfzwecke
bedienen.

Bemerkenswert finde ich daran nicht, daß die “Toten Hosen“, die 2010 für
zwei Auftritte im usbekischen Taschkent und im kasachischen Almaty vom
Auswärtigen Amt insgesamt 68.793 Euro Staatsförderung erhalten haben, sich nun darüber
aufregen, daß es „unanständig und
unkorrekt“ sei, daß ihre Musik bei Wahlkampfveranstaltungen „mißbraucht“ werde.

Wenn die „Toten Hosen“ das ernsthaft vermeiden wollen, sollten sie sich
mal in Ruhe mit ihrem GEMA-Vertrag beschäftigen. Mit dem GEMA-Einheitsvertrag,
dem sich die „Toten Hosen“ wie alle GEMA-Mitglieder unterworfen haben dürften,
verlieren die Urhebenden nämlich u.a. ihre Mitspracherechte darüber, wer ihre
Werke nutzen darauf. „Die GEMA ist verpflichtet, jedem zahlenden
Interessenten die Nutzung zu gestatten. Eine Möglichkeit zur Differenzierung
sieht die GEMA nicht vor. (...) Da die GEMA praktisch eine Monopolstellung
innehat, sind Künstler, die an der Auswertung ihrer Werke partizipieren
möchten, quasi gezwungen, diesen Einheitsvertrag zu schließen.“ (Markus
Kompa auf „Telepolis“)

Bemerkenswert finde ich auch nicht, daß sich „die vermeintlichen politischen Lager schon
so ähnlich geworden sind, daß sie sogar am Bierstand dieselben Lieder grölen“,
wie Lucas Wiegelmann in der „Welt“ schreibt.

Nein, ich finde bemerkenswert, daß die Toten Hosen
offensichtlich nichts dabei finden, einen Song geschrieben zu haben, der sich
ohne Weiteres für den Wahlkampf sowohl der CDU als auch der SPD eignet – dort,
wo vor ein paar Jahren noch die Nationalhymne gespielt wurde. Wäre ich Musiker
und wäre mir dergleichen passiert, ich würde still vor mich hinschweigen und in
mich gehen und über meine Musik nachdenken...