01.09.2013

Spex

Es ist schon ein armselig Ding um die Presselandschaft hierzulande. Da
entwickelt sich „Spex“ nach dem Tiefpunkt vergangener Jahre zuletzt
einigermaßen, das Sommerheft ist sogar ausgesprochen toll: Klar, die Rezensionen
kann man vernachlässigen, sie sind größtenteils unbrauchbar (sieht man von den
Kolumnen z.B. von Diedrich Diederichsen oder Klaus Walter ab) und zeigen nur,
daß es problematisch ist, heutzutage einen Gatekeeper-Journalismus alter Tage
aufrechtzuerhalten. Aber der Titel „Weh ad a dream“ über Kanye West, Martin
Luther King und „Die neuen Sklaven“ – toll! Food for thoughts! Da wird eine
Richtung aufgezeigt, wo heutzutage anspruchsvoller Musikjournalismus hingehen
könnte.

Doch dann das aktuelle Heft: Auf dem Cover – Casper! Als ob Spex eine
Bravo-Version des Musikexpress sei. Und es wird allen Ernstes behauptet, Casper
sei der beste deutsche Rapper – vom Rap verstehen sie also auch nichts (mal
abgesehen davon, daß Casper gerade der „Berliner Zeitung“ erzählt hat, „daß ich
eigentlich ein Singer-Songwriter bin“ – um dann in geradezu entwaffnender
Ehrlichkeit selbst hinzuzufügen: „nur leider einer, der weder ein Instrument
spielen noch singen kann“...).

Das Spex-Heft gelangweilt durchgeblättert. Ein neuer Tiefpunkt. Und ein
Beleg für die Krise des hiesigen Musikjournalismus. Die guten Hefte sind eben
die Ausnahme, die schlechten die Regel. Leider.

(und der beste Spex-Aufsatz steht im aktuellen Musikexpress, Albert
Kochs „Indie-Land ist abgebrannt...“)