Lili Marleen und taz
Geschichtsunterricht in der „taz“, anläßlich eines Porträts des großen
Daniel Kahn:
„Auf einer
früheren Platte hat Daniel Kahn bereits ‚Lili Marleen’ gecovert, auch eines
dieser von den Nazis eingebräunten Lieder, das sich gegen den Missbrauch aber
nicht wehren konnte.“
Jetzt mal abgesehen von der verschwurbelten Logik, daß sich ein Lied
nicht gegen den Mißbrauch wehren kann, nachdem es eingebräunt wurde, und ich
will hier auch nicht auf die Geschichte des Liedes und seiner Rezeption
eingehen – aber daß die alternative Tageszeitung sich ein Propagandalied nicht
als originäres Nazi-Lied vorstellen kann, sondern nur als ein von den Nazis „mißbrauchtes“,
ist schon drollig. „Mißbrauch“ ist halt ein Lieblingswort der Gutdeutschen.
Der Komponist des Liedes „Lili Marleen“, Norbert Schultze, war jedenfalls
NSDAP-Mitglied (im taz-Jargon vielleicht: „eingebräunt“?) und hat Lieder im Auftrag
von Joseph Goebbels geschrieben, etwa das martialische Soldaten-Lied „Bomben
auf Engeland“, das er auf Wunsch von Goebbels sogar eigens mit
daruntergemischten Bombeneinschlägen aufgemotzt hat, oder das Lied „Von
Finnland bis zum schwarzen Meer“ (mit der Textzeile „Führer befiehl, wir folgen
dir“ als Refrain), das Norbert Schultze im Auftrag des NS-Propagandaministers
vertonte.
Norbert Schultze war übrigens bis 1996 GEMA-Aufsichtsrat.
Wäre alles nicht allzu schwer zu recherchieren gewesen.