09.09.2012

Waldemar Hartmann & taz

Kaum zu glauben: Selbst das deutsche
Staatsfernsehen hat nach Jahrzehnten endlich erkannt, wie peinlich die
Duzmaschine Waldemar Hartmann ist, und dem sogenannten Sportreporter keinen
neuen Arbeitsvertrag gegeben. „Waldi“ ist das
Symbol für sich anwanzenden, distanzlosen Journalismus, er hätte schon längst
auf die Müllkippe gehört – aber immerhin, besser spät als nie. Und seien wir
ehrlich: das Modell Waldemar Hartmann ist in gewisser Weise auch Vorbild für
den embedded Kumpel-Journalismus, der in der Musikindustrie vorherrscht.

Doch während vielen Menschen und den meisten
Medien das Abservieren Waldi „Weißbier“ Hartmanns nur ein erleichtertes Seufzen,
das allerdings tsunamihaft von Ostfriesland bis Niederbayern zu hören war, und
vielleicht einen Zweizeiler unter „Sport/Vermischtes“ wert ist, so ehrt die
„taz“, dieser Hort anspruchsvollen und aufgeklärten Journalismus, Herrn
Hartmann prompt mit einem doppelseitigen Interview in ihrer Samstagsausgabe.
Andrerseits: Ohne die „taz“ hätten wir nie erfahren, daß Herr Hartmann den
„Spiegel“ vor allem liest, wenn er ihn „günstig
im Flugzeug kriegt“. Die taz hats ihm abverlangt.