24.08.2012

Pussy Riot & Katholische Kirche II

Der Blogeintrag zu Pussy Riot unten wurde am 19.8. geschrieben.

Nur wenige Tage später wurde die geäußerte
Behauptung Realität: Drei junge „Polit-Aktivisten“ haben laut heutiger „Berliner
Zeitung“ für ihre Aktion zur Unterstützung der verurteilten russischen
Pussy-Riot-Musikerinnen einen Gottesdienst im Kölner Dom gestürmt, hatten
lautstark „Free Pussy Riot“ gerufen und Flugblätter verteilt. Sie trugen dabei
ein Transparent mit der Aufschrift „Free Pussy Riot and all prisoners“. Die
Aktion im Kölner Dom dauerte kaum länger als eine Minute, dann wurde das Trio
von sogenannten „Domschweizern“ (was es alles gibt...), den Kirchenwächtern von
Köln, aus der Kirche geführt.

„Die
katholische Kirche hat nach der Aktion Strafanzeige gegen die beiden 23 und 25
Jahre alten Männer und die 20-jährige Frau erstattet. Der katholischen Kirche
geht es um die Ruhe im Kölner Dom, das Recht auf Demonstrationsfreiheit dürfe
nicht über das Recht auf Religionsfreiheit und die religiösen Gefühle der
Gottesdienst-Teilnehmer gestellt werden.

Den drei
Demonstranten droht nun Gefängnis. Sie können wegen Hausfriedensbruch und
Störung der Religionsausübung belangt werden – und mit einer Freiheitsstrafe
bis zu drei Jahren bestraft werden. In einem ähnlichen Fall war ein Berliner,
der einen Festgottesdienst zum Tag der deutschen Einheit gestört hatte, zu neun
Monaten Haft verurteilt worden“, berichtet die „Berliner Zeitung“.

Der Kölner Domprobst Feldhoff hatte übrigens
Anfang August in einem Interview den Moskauer Prozeß verteidigt: eine schrille
Protestaktion wie die von Pussy Riot in Rußland hätte auch im Kölner Dom
Konsequenzen. „Die Würde des Doms zwingt uns, dagegen vorzugehen“, so der
Domprobst.

Einen Tag zuvor meldete die „taz“, daß der
Direktor der Gedenkstätte Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, die drei Pussy
Riot-Musikerinnen im Gefängnis besuchen möchte. Als Leiter der Gedenkstätte im
früheren Stasi-Zentralgefängnis liege ihm „die
Respektierung des Grundrechts auf freie Meinungsäußerung auch in heutiger Zeit
sehr am Herzen“, schrieb Knabe an den russischen Botschafter in Berlin.
Knabe kann nun im eigenen Land bleiben, um sich für das Grundrecht auf freie
Meinungsäußerung zu bemühen, und sich für die in Köln angezeigten Demonstranten
einsetzen. Wir warten gespannt, ob all die Pussy-Riot-Solidarisierer, von Frau
Merkel über Frau Peaches bis zu den Herren Knabe und Westerwelle, und all die
anderen, denen das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung zumindest in Rußland
so sehr am Herzen liegt, sich in Köln ebenfalls so vehement für die freie
Meinungsäußerung von Demonstranten im Kölner Dom einsetzen werden, wie sie es
gegenüber Putin in Rußland tun.

(ich gebe zu: das war jetzt eher eine rhetorische
Bemerkung, ich kann Ihnen jetzt schon sagen, was passieren wird...)