04.08.2012

Olympia ZDF Nationalismus

Wer die Olympischen Spiele im deutschen Staatsfernsehen verfolgt,
braucht Nerven wie Drahtseile. Und dennoch ist diese Mischung aus Chauvinismus
und Inkompetenz meistens nicht auszuhalten. Natürlich ist auch die
ZDF-Sport-Domina Karin Müller-Hohenstein mit von der Partie und feiert, diesmal
ohne Olli den „Titan“, den einen oder anderen „inneren Reichsparteitag“. Und
der ZDF-Reporter Sostmeier zeigte, daß NSDAP-Slang beim ZDF kein Zufall ist: „Seit 2008 wird zurückgeritten“,
kommentierte Sostmeier den Auftritt der bundesdeutschen Vielseitigkeitsreiter
in den Olympiaden nach 2004, als der Protest amerikanischer, britischer und
französischer Reiter die Goldmedaille kostete. Und Herr Steinerbrecher verstieg
sich mal eben ein paar Mal zu „Jedem das seine“, der Inschrift des Lagertors
des KZs Buchenwald.

Man sollte sich jetzt jedoch nicht nur über die Spitze des Eisbergs, den
Gipfel der gesammelten Peinlichkeiten echauffieren, sondern konstatieren, daß
der nationalchauvinistische Stil der Sportberichterstattung im deutschen
Staatsfernsehen, allen voran beim ZDF, längst systemisch ist. Es geht nicht um
Sport, sondern um „unser Gold“, um „unsere Sportler“, um nation branding der
übelsten Machart.

Noch ein Beispiel gefällig? Nochmal O-Ton Sostmeier im ZDF zur
Siegerehrung und den Gefühlen beim Anhören der Nationalhymne:

„Das ist der
Moment, wenn gleich die Nationalhymne intoniert wird, dir die Tränen in die
Augen schießen, die Wimpern durchfeuchten und dann wie ein wärmender
Sonnenstrahl an den Wangen herunterperlen. Das ist der Moment, wo du spürst, du
bist Olympiasieger.“

Das ist der Moment, in dem man spürt, daß der ZDF-Reporter sich vor
lauter Zurückreiten und inneren Reichsparteitagen beim Anhören der
Nationalhymne einpißt.

Sportübertragungen im deutschen Staatsfernsehen sind nicht zu ertragen.
Gut, daß es Eurosport gibt.