16.07.2012

Katholen Taliban Mosebach Papst Titanic

Das Schöne an den sogenannten Feuilletondebatten ist, daß
man sie meistens ignorieren kann. Wenn sich der „Einstecktüchleinkatholik“
(Wiglaf Droste) Mosebach in der „Berliner Zeitung“ ereifert und als
Katholen-Taliban geriert – muß man im 21.Jahrhundert ernsthaft darüber reden,
daß Mosebachs Sätze wie diese bescheuert sind?:

„Ich will nicht verhehlen, daß ich unfähig bin, mich
zu empören, wenn in ihrem Glauben beleidigte Muslime blasphemischen Künstlern –
wenn wir sie einmal so nennen wollen – einen gewaltigen Schrecken einjagen.“ (wörtlich! Also:
bitte Todesurteile für Salman Rushdie oder Shahin Najafi ausstellen!) „Es wird das soziale Klima fördern, wenn
Blasphemie wieder gefährlich wird.“ Aha.

Daß so ein Ekeltyp hierzulande ausgerechnet mit dem Büchner-Preis
ausgezeichnet wurde, ist jedenfalls ähnlich unappetitlich wie die Tatsache, daß
ihm für seine Tiraden Platz in einer seriösen Tageszeitung eingeräumt wurde.
Die Metzgerinnung darf ja schließlich auch nicht im Feuilleton für Ekelfleisch
werben, oder?

Doch der Wahnsinn hat Methode. Papst Benedikt fühlt sich durch „Titanic“
in seiner Ehre verletzt. Der Fall des Papstes, der ein Glas Fanta über seine
Soutane verschüttet hat, erregte Thomas Goppel, den Sprecher der „Christsozialen
Katholiken“ (CSK) in der CSU so sehr, daß er öffentlich meinte, er würde dem
Titanic-Chefredakteur Leo Fischer am liebsten die "Lizenz zum Schreiben entziehen". Daß es so eine Lizenz
allerdings gar nicht gibt, sie mithin auch nicht entzogen werden kann, ist dem
Herrn Landtagsabgeordneten und Staatsminister a.D. Goppel wohl entgangen. Aber
worum es den Herren Mosebach bis Goppel geht, ist klar: Zensur! Kopf ab für
Blasphemie! Denn das fördert schließlich das „soziale Klima“...

Wiglaf Droste schreibt dazu in einem aktuellen Text:

„Gesetzt den Fall, Gott existierte – würde ihn
interessieren, was die Leute über ihn reden? Kaum vorstellbar. Anders verhält
es sich, wenn Gott eine Erfindung oder eine Projektion ist von Menschen, die
mit sich und ihrem Leben alleine nicht zurande kommen und an
Autoritätsgläubigkeit leiden. Teil ihrer Zwangsvorstellung ist, daß der von
ihnen halluzinierte Gott auch von jedem respektiert werden müsse, der diese
Vorstellung nicht teilt; tut er es nicht, dann darf man ihn, den Ungläubigen,
der seinen Unglauben womöglich auch noch freimütig bekennt, dafür zur
Rechenschaft ziehen und ihn bestrafen, sogar mit dem Tod. (...)Wenn islamische
Klerikalfaschisten unmißverständlich zum Mord aufrufen und mit der Aussetzung
von Kopfgeldern zum Mord anstiften, dann handelt es sich dabei, unaufgeregt
gesagt, um Straftaten. Mit denen Martin Mosebach offen sympathisiert
(...) 

Ob umgekehrt Gott
die Anwesenheit von schwach denkenden, voraufklärerischen Ödemeiern und
Drögebäckern begrüßte, nur weil sie ihm schwärmerisch schmeicheln, kann nicht
ermittelt werden. Es ist Glaubenssache. Ich glaube nicht, daß Gott, so es ihn
gäbe, sich für einen Repräsentanten des Einstecktüchleinkatholizismus wie Martin
Mosebach interessierte, der aus Langeweile an sich selbst anderer Leute Blut
fließen sehen möchte.“