20.02.2012

Max Prosa

Leserinnen und Leser, die diese kleinen Anmerkungen zur Zeit
seit längerem verfolgen, werden wissen, daß der „Diss“  schlechterer Musik dem Autor dieser
Zeilen zumindest an dieser Stelle eher fernliegt, wie ihn Personen in diesen
Anmerkungen ohnehin nur interessieren, wenn sie symptomatisch erscheinen. Wulff
ist einigermaßen wurscht – wofür er steht, konnte ein klein wenig interessant
sein. Lana del Rey ist total wurscht und wird sich mit Wulff einen Wettlauf
liefern, wer eher vergessen sein wird – die Art, wie ihr One Hit-Wonder gemacht
wurde, war interessant. Und nun also: Max Prosa ist nun wirklich vollkommen
egal, einer dieser vielen jungen Menschen, die schlechte Lieder, schlechte
Popmusik schreiben und spielen. Who cares. Interessant ist aber das Phänomen
als solches. Von Zeit bis taz wird Max Prosa als Hoffnungsschimmer deutscher
songorientierter Popmusik bejubelt. Der sonst durchaus geschätzte taz-Autor
läßt sich zum wirklich auf allen Ebenen lächerlichen Vergleich „ein früher,
unvollendeter Dylan“ hinreißen. Kinder, habt ihrs nicht ein bißchen kleiner?

Wenn man der taz glauben darf, hat Max Prosa als Max
Podeschwig sich „das Recht, kreativ zu sein, erkämpfen müssen“, nämlich in
seinem bürgerlichen Charlottenburger Elternhaus. Ach Goddile, kann man sich
lebhaft vorstellen, die Hanno Buddenbrook-Story wird wiederbelebt und
nachgeplappert vom taz-Bürgertum – „kreativ willst du sein, Junge? Lern lieber
was Vernünftiges. Studier Physik oder BWL, Musik ist nur ein Hobby!“

Aber heutzutage hören die jungen Männer ja nicht auf ihre
Eltern, und man ist geneigt, „leider“ zu seufzen. Der junge Herr Podeschwig hat
also, wie schon die Helden, den Popkurs in Hamburg belegt und war „Mitglied im
Bandpool der Popakademie Mannheim“. Geholfen hat es leider wenig, könnte man
sagen. Oder andersherum: dort lernt man also das, womit Herr Podeschwig jetzt
via Sony Music die Welt belästigen muß: „Zerlumpte Clowns, die ihre eigenen
Schatten jagen“, sind „tief im Gefängnis der Welt gefangen“ und verfügen über
„Flügel aus Beton“, so wird da rumgenuschelt, aber: „Die Phantasie wird
siegen“. Die Musik allerdings hat verloren. Wie ein taz-Autor solcherart
Gehumpel als „radikal poetisch“ und seinen Erzeuger als „Hoffnungsträger“, als
„frühen Dylan“ gar bezeichnen kann, ist ein Rätsel. Ob man Dylan-Fan ist oder
nicht: man höre sich dessen erstes Album an, und dann schweige man still, denn
in dem Vergleich ist Max Prosa lediglich eines: ein erledigter Fall. Über den
man den Mantel des Schweigens ausbreiten sollte.