20.02.2012

Knepler & Reichow

Unsere Stimme für Baku? Und die ganzen Lana del Reys und Max
Prosas unserer Tage?

Manchmal, Jan Reichow hat dieser Tage in seinem immer
lesens- und nachdenkenswertem Blog darauf hingewiesen, hilft Nachhilfe aus
marxistischer Sicht und erklärt, was da stattfindet:

„Was waren die Versuche einzelner
Musiker, was waren die Bemühungen von Vereinigungen, Verbindungen und
Gesellschaften aller Art, die Schlammflut von seichter und schlechter Musik
aufzuhalten, das musikalische Niveau der Massen zu heben, der Korruption und
Heuchelei im Musikleben einen Riegel vorzuschieben – was waren diese Versuche
gegenüber der unerbittlichen Gesetzmäßigkeit, mit der die kapitalistische
Gesellschaft eben diese Übel täglich neu produzierte? Die zur Macht gelangte Großbourgeoisie
hatte vor allem ein Interesse: an der Macht zu bleiben.

Es ist von unabsehbarer
politischer Bedeutung, daß die kapitalistische Unterhaltungsmusik nicht
realistisch war, sondern idealisierend, nicht aufrüttelnd, sondern
besänftigend, nicht sammelnd, sondern zerstreuend, nicht konzentrierend,
sondern ablenkend. (…) Je leichter die Ware, mit der der Musikhunger der
Millionen zu befriedigen war, um so besser für die Verleger. Um so besser aber
auch für die gesamte Klasse der Kapitalisten. Eine solche Musik half mit, die
bestehenden Lebensverhältnisse als erträglich, ja, als ideal, jedenfalls aber
als unabänderlich, als unveränderbar hinzustellen, und wurde auf diese Weise zu
einem wichtigen Träger der Ideologie der herrschenden Klasse. Das ist das (…)
entscheidende Merkmal, durch das sich die von Kapitalisten betriebene Tanz- und
Unterhaltungsmusik von der früherer Epochen unterschied. Die kapitalistisch
betriebene Tanz- und Unterhaltungsmusik brachte also doppelten Profit, so wie
jede Ware, die auf den Markt geworfen wird; und – wichtiger noch – sie trug in
ihrer Eigenschaft, als besondere, als ideologische Ware dazu bei, die ganze
Gesellschaftsordnung mit ihrer Warenwirtschaft, ihrem Markt und ihrem Profit,
mit ihrer Not und ihrem Elend, mit ihren Krisen und Kriegen, mit ihrer
Oberflächlichkeit und Seichtheit zu festigen.“(Georg Knepler, in seiner
„Musikgeschichte des 19.Jahrhunderts“, Band 1)

Jan
Reichow fügt in seinem Blog hinzu:

„Heute
handelt es sich nicht mehr um die Großbourgeoisie und “den” Kapitalismus,
sondern um das Vervielfältigungsunternehmen Fernsehen in Zusammenarbeit mit
einer Zufallsrepräsentanz des Volkes (von Zuschauern, die auf Zuruf ein Handy
bedienen können) sowie einem leitenden und beratenden Gremium von modischen
Kahl- und Hohlköpfen.“