Patti Smith-Konzert in Bad Honnef verboten?
 
„Aus für Konzerte auf der Insel Grafenwerth?“, fragte der WDR, und die „Bild“-„Zeitung“ titelte über einem Foto von Patti Smith: „Naturschutzbund klagte. Gericht stoppt Konzerte auf der Insel Grafenwerth“.
Und in den sogenannten sozialen Medien dann gleich: „Patti Smith verboten!“
 
Was ist geschehen?
 
Den zunächst im Frühjahr 2020 geplanten, dann wegen Corona auf den Herbst 2020 und schließlich ins Frühjahr 2021 verschobenen Konzerten von Patti Smith and her band konnten wir schon im Juli 2020 (!) ein weiteres hinzufügen: Ein Open Air auf der stimmungsvollen Insel Grafenwerth in Bad Honnef, mitten im Rhein gelegen. Ein romantischer und sehr „Patti-affiner“ Ort, an dem bereits seit einigen Jahrzehnten Konzerte stattfinden und der dank der Arbeit meines unermüdlichen und engagierten örtlichen Köln-Bonner Partners für fünf besondere Open Airs zur Verfügung steht. Die Stadt Bad Honnef hat diese Konzerte nicht nur zeitnah genehmigt, sondern ausdrücklich als Bereicherung des kulturellen Angebots begrüßt.
 
Der Bürgermeister von Bad Honnef war (und ist) sicher, dass die Genehmigung dieser Open Air-Konzerte auf der Insel Grafenwerth keiner Zustimmung weiterer übergeordneter Behörden bedarf; die Insel ist kein Naturschutzgebiet, sondern ein Landschaftsschutzgebiet, für das geringere Auflagen gelten. Außerdem ist die Insel auch ausdrücklich für Freizeitbetätigungen ausgewiesen – dort gibt es ja zum Beispiel ein öffentliches Freibad, Biergärten, Minigolf- und Tennisplätze und Kinderspielplätze.
 
Doch die Kreisgruppe Rhein-Sieg des BUND war anderer Meinung und hat Ende Mai 2022 (also fast anderthalb Jahre, nachdem öffentlich bekannt gegeben wurde, dass diese Konzerte stattfinden werden und im Vorverkauf sind!) einen „Eilantrag“ beim Kölner Verwaltungsgericht gestellt, dass derartige Konzerte nur mit einer Ausnahmegenehmigung nach einer naturschutzrechtlichen Einzelfallprüfung stattfinden können. Das Gericht hat diesem Antrag stattgegeben.
 
Daraufhin hat die Untere Naturschutzbehörde beim Rhein-Sieg-Kreis eine fachliche Prüfung vorgenommen und danach eine entsprechende Ausnahmegenehmigung für die Konzerte erteilt (neben Patti Smith and her band sind das noch „Klassik auf der Insel“ mit dem Kölner Kammerorchester und dem Pianisten Colin Pütz sowie Konzerte von Andreas Vollenweider, ZAZ und Pink Floyd-Gründungsmitglied Nick Mason). Der Bürgermeister von Bad Honnef, Otto Neuhoff, äußerte sich erfreut: „Das ist ein tolles und auch ein wichtiges Signal für die Menschen in Bad Honnef und der Region: Nach zwei Jahren pandemiebedingter Kulturpause erhalten die Menschen endlich wieder die Möglichkeit, erstklassige Livemusik von nationalen wie internationalen Künstlern auf ihrer Insel Grafenwerth zu erleben. Die Vorfreude auf die Konzerte und auch auf das Inselerlebnis vor einmaliger Naturkulisse ist bei den Künstlern und auch bei den Menschen der Region ungebrochen groß".
 
Soweit so gut.
Dann allerdings kam der nächste Taschenspielertrick der Kreisgruppe des BUND: Laut „Honnef Heute“ hat der BUND am späten Nachmittag des 1. Juni beim Verwaltungsgericht Köln einen Eilantrag gestellt, um die drei Konzerte „Klassik auf der Insel“, Andreas Vollenweider & Friends und Patti Smith and her band am 4., 5. und 6. Juni „zum Schutz der Umwelt“ zu verhindern. Und am Nachmittag des 2. Juni (Donnerstag) hat das Kölner Verwaltungsgericht in einer „Zwischenentscheidung“ angeordnet, dass „sämtliche Vorbereitungshandlungen für die Konzerte einzustellen sind“. Am Abend des 2. Juni lag diese Entscheidung weder dem Konzertveranstalter noch seinen Rechtsanwälten vor. Diese haben heute, am 3. Juni, einen Eilantrag beim Oberlandesgericht Münster gestellt.
 
Die zwei großen Fragen sind:

1.
Dürfen künftig tatsächlich keine Konzerte mehr in für Freizeitnutzung ausgewiesenen Landschaftsschutzgebieten stattfinden? Freibäder ja, Tennisplätze ja, Kinderspielplätze ja, Biergärten ja – aber Musik nein? Konzerte von Mozart und Beethoven bis Patti Smith nein? Diese Frage sollte breit und öffentlich diskutiert und nicht per Eilbeschluss von den Verwaltungsgerichten entschieden werden. Es geht letztlich darum, wieviel Kultur und wieviel Naturschutz die Gesellschaft erleben möchte.

2.    
Und der BUND, eine eigentlich seriöse und zweifelsfrei sehr wichtige Institution der Zivilgesellschaft, muss sich fragen lassen, warum man, wenn man so sehr um den Naturschutz auf der Insel Grafenwerth bemüht ist, nicht bereits vor anderthalb Jahren aktiv geworden ist. Es gab nun wahrlich genug Zeit, die Frage, ob nach mehreren Jahrzehnten nun die Konzerte auf der Insel Grafenwerth eingestellt werden sollen, konstruktiv mit allen Zuständigen zu klären – nämlich mit der Stadtverwaltung, mit der Unteren Naturschutzbehörde, mit dem Konzertveranstalter, nicht zuletzt aber auch mit den zigtausend Konzertbesucher:innen, die Tickets für die fünf Konzerte erworben haben (allein gut 3.000 für Patti Smith and her band).
Wer, statt eine konstruktive Lösung herbeizuführen, darauf setzt, mittels des Zeitdrucks und mithilfe von Eilentscheidungen der Gerichte in letzter Minute, nämlich einen Werktag vor dem ersten Konzert, seit anderthalb Jahren geplante Konzerte zu verhindern, muss sich den Vorwurf des bewussten Foulspiels gefallen lassen.
 
Jedenfalls: Wir haben heute eine kurzfristige Lösung gefunden, dass dieses Konzert doch noch stattfinden kann – eine Lösung, die für einige nicht ideal sein dürfte, sicher, aber wir gehen davon aus, dass die meisten Fans von Patti Smith sich vor allem darüber freuen, dass das Konzert überhaupt noch stattfinden kann trotz aller Widerstände. Also: Das am 6.6.2022 auf der Insel Grafenwerth geplante Konzert von Patti Smith and her band wird aus den genannten Gründen ins Palladium Köln verschoben!

6.6.2022  Köln, Palladium (Showtime: 20:30 Uhr)
 
Eine Bestuhlung ist dort leider aus Kapazitätsgründen nicht realisierbar, es wird also ein Stehkonzert sein. Daraus und überhaupt aus der kurzfristigen Verlegung entstehende Unannehmlichkeiten tun uns ausgesprochen leid, sind aber unvermeidbar. Vielleicht wollen Sie sich bei der Kulturverhinderungsgruppe, oh, Verzeihung, ich meinte natürlich bei der Kreisgruppe Rhein-Sieg des BUND bedanken? Wir verstehen jedenfalls, wenn nicht alle Fans damit einverstanden sind – Sie können, wenn nötig, ihre Tickets dort, wo Sie sie erworben haben, zurückgeben.
Der Vorverkauf für die Restkarten für das verlegte Konzert (Ticketpreis € 52.-) läuft ansonsten weiter; Restkarten werden auch noch an der Abendkasse erhältlich sein.
 
Unser großer Dank gilt all denen, die uns kurzfristig geholfen haben, dieses Konzert zu retten!
Vor allem auch der Künstlerin, die heute Vormittag gesagt hat: „I’ll play anywhere is decided!“ Und natürlich all den Fans, die die nicht von uns zu verantwortenden Verschlechterungen und Probleme akzeptieren und nach Köln zu dem Konzert im Palladium kommen.
Danke für Ihr & für euer Verständnis!
People Have The Power!