Studie: 38 Prozent der deutschen Erwerbstätigen gehören ganz oder beinahe zum "Prekariat"
Die Autoren sprechen von einem »mehrfachen Strukturwandel der Erwerbsarbeit« in den vergangenen Jahrzehnten, der durch drei Elemente gekennzeichnet sei: den Rückgang von Normalarbeitsverhältnissen zugunsten von Teilzeit- und Leiharbeit, den umfassenden Abbau erwerbsbezogener sozialer Sicherungssysteme und einen starken Anstieg der Erwerbsbeteiligung von Frauen. »Prekarität« steht vor diesem Hintergrund für eine stabile »Zwischenzone«, die sich nach oben von der relativen Sicherheit des Normalarbeitsverhältnisses und nach unten von der verfestigten Erwerbslosigkeit und Armut abhebt. »Personen in der Zwischenzone bilden eine neue gesellschaftliche Gruppe, wenn nicht gar Klasse«, heißt es in der Studie.
Kennzeichnend für das Erwerbsleben dieser Klasse seien Niedriglöhne und unsichere, häufig wechselnde Jobs; daraus wiederum resultiere eine spezifische Haushaltssituation: Armut, beengte Wohnverhältnisse, häufig auch Überschuldung. So leben in Deutschland vier Millionen berufstätige Frauen und Männer – 12,3 Prozent der Erwerbsbevölkerung. Nicht jeder befristet Beschäftigte, Leiharbeiter oder Minijobber wird hier mitgezählt. 26 Prozent der Erwerbstätigen verortet die Studie in einer »Zone gefährdeter Sicherheit«; hier ist entweder die Beschäftigungssituation oder die Haushaltssituation »anhaltend« als prekär einzustufen – aber nicht beides.