20.05.2015

Lollapalooza; Berlin; Live Nation

Ich sag das jetzt nicht, um anzugeben, aber Sie sollen halt wissen, daß
Sie als LeserIn dieses kleinen Rundbriefes doch nicht allzu schlecht informiert
werden: Vor paar Monaten, und zuletzt in meinem in der „Jungle World“ Ende 2014
erschienenen Artikel „Wir lieben euch doch alle! Lollapalooza erstmals in
Berlin“ habe ich Ihnen erzählt, daß das US-Festival, das sich gerne als drollig
und alternativ und künstlerorientiert und ganz besonders besonders gibt, das
mit Ihnen „eine Familie gründen“ möchte, „eine lokale Community aus
Musikern und Künstlern“, wie Lollapalooza-Boß Farrell gesagt hat, daß
dieses schnuckelige Lollapalooza in Wahrheit u.a. der weltgrößten und mächtigsten
Künstleragentur WME gehört, und daß der weltgrößte Livemusik-Konzern Live
Nation eine Übernahme eines anderen Miteigners des Lollapalooza-Festivals
anstrebt. Dies ist mittlerweile vollzogen, und Live Nation gehören jetzt die
Mehrheitsanteile an C3 Presents, wie auch schon Anteile an „Festival Republic“,
dem dritten Großeigner des Lollapalooza-Festivals. Es geht ums internationale
Geschäft, und der Live Nation-Konzern benötigt einen starken Eintritt in den
bundesdeutschen Konzertmarkt, der nach wie vor von CTS Eventim, dem
drittgrößten Livemusik-Konzern der Welt, dominiert wird. It’s the economy,
stupid!

Live Nation ist übrigens aus der von der US-amerikanischen
Kartellbehörde verlangten Zerschlagung von „Clear Channel“ hervorgegangen – die
Live-Sparte und die Mediensparte des Konzerns mußten seinerzeit getrennt
werden. Wir erinnern uns: Clear Channel, das ist der Konzern, der immer auf der
Seite von George W. Bush stand und dessen Präsidentschaftskampagnen
mitfinanziert hat, der Konzern, der eine Pro-Irakkrieg-Propaganda-Tournee
namens „Rally for America“ organisierte und dessen Radiostationen unmittelbar
nach 9/11 eine „schwarze Liste“ umsetzten mit Songs, die aus „nationalen
Gründen“ als „unpassend“ galten und nicht mehr gespielt werden durften. U.a.
waren das John Lennons „Imagine“; Bob Dylans „Knockin’ on Heaven’s Door“, „Hey
Joe“ von Jimi Hendrix bis hin zu Songs von Neil Diamond, Billy Joel oder den
Rolling Stones. Und die Dixie Chicks, die es gewagt hatten, sich in England
gegen Bush’s Irakkrieg auszusprechen, wurden gleich komplett aus den Clear
Channel-Radiokanälen verbannt.

Und jetzt erzählen uns die Handlanger der Nachfolger dieses Konzerns etwas
davon, daß sie mit ihrem Lollapalooza-Festival das „Bedürfnis nach Liebe“ in
Berlin befriedigen zu wollen. Mon dieu.

Aber die BerlinerInnen sind natürlich schlau. Wie zu hören ist, läuft
der örtliche Vorverkauf für das Großfestival des Großkonzerns ziemlich schlapp
(das werden sie natürlich nie zugeben, so, wie das DEAG-Festival „Grüne Hölle“
natürlich auch ganz toll lief und wie verrückt Tickets verkauft hat, und
niemand weiß, warum es dennoch nach Schalke verlegt wurde... nach außen sind
das ja immer alles die tollsten Erfolgsstories...). Kein Wunder, denn das
Line-Up des Berliner Lollapalooza darf als gehörige Enttäuschung gewertet
werden – lauter Bands, die sowieso regelmäßig in Berlin spielen. Seed. Beatsteaks. The Libertines. Tame Impala. Belle
& Sebastian. Mighty Oaks. My Morning Jacket etc. pp. So what?Retten werden die Festivalmacher wohl allein die Ticketkäufer aus dem
Ausland, die die Teilnahme an dem Festival mit einem Wochenendtrip nach Berlin
verbinden werden.

(Der neue
„offizielle Live Nation-Drink“ ist übrigens Pepsi-Cola. Der Konzern PepsiCo hat
es geschafft, den jahrelangen Live Nation-Getränkepartner Coca Cola
auszustechen. "Our partnership with Live Nation elevates our robust music platform
to new levels", teilte der PepsiCo-Vice
President Adam Harter mit. Pepsi wird unter anderem, genau: das
Lollapalooza-Festival sponsern. Sagen Sie also nicht, Sie hätten nicht gewußt,
welche braune Brause Sie da trinken müssen...Live Nation hat in
2014 übrigens weltweit die Rekordsumme von 300,3 Millionen US-$ durch
Sponsorship eingenommen. Sagte ich glaube ich schon – es scheint bei Live
Nation, Lollapalooza und Co. ein klein bißchen mehr ums Geld als um irgendetwas
anderes, und wahrscheinlich am allerwenigsten um Musik zu gehen...)

20.05.2015

Pop-Kultur Berlin

Nicht viel anders macht es das andere komische Dingens, das in Berlin
niemand braucht, das aber aus Steuergeldern finanziert im Sommer Premiere haben
wird: Das vom Musicboard des Berliner Senats veranstaltete Staatspop-Festival
namens „Pop-Kultur“. Die Macher behaupten neuerdings, sie hätten „die
langweiligen Themen weggelassen“, das Programm, das sie anbieten, läßt dies
allerdings nur schwer nachvollziehen. Und vor allem, wie das Lollapalooza,
leidet das Programm darunter, daß lauter Künstler und Bands auftreten, die
sowieso ständig in Berlin zu sehen sind. Pantha du Prince, Matthew Herbert,
Sophie Hunger (allein diese tolle Künstlerin hat in den letzten zwölf Monaten
ca. 10 mal in Berlin gespielt...), Ólafur Arnalds, „Fenster“, der
unvermeidliche Sven Regener oder Schnipo Schranke – wie originell das alles.
Aber ich vergaß, sind ja lauter Premieren, denn die meisten Künstler tun eben
mal etwas ganz anderes (vielleicht etwas, was sie nicht können? siehe oben...),
wozu sie von sogenannten Kuratoren ermuntert werden müssen. „Ein
Rock’n’Roll-Kurator? Das ist das Albernste, was ich je gehört habe“, wußte
schon Keith Richards.

Nur die Politik freut sich über so viel Stadtmarketing. Der Regierende
Bürgermeister Müller (SPD) ließ verlauten: „Pop-Kultur
repräsentiert in seiner freien und offenen Konzeption den Standort Berlin ideal
und bereichert den kreativen Humus unserer Stadt auf vielfältige Art und Weise.
Ich bin gespannt und freue mich auf das neuartige Format, von dem ich mir
kreative Ergebnisse und einen intensiven Austausch der internationalen Popkultur-Szene
verspreche.“

Wenn Sie also den „Standort Berlin“ (so redete man früher eigentlich von
Kasernen: Truppenstandort XYZ...) repräsentieren und dem Berliner Regierenden
„kreative Ergebnisse“ verschaffen wollen, dann melden Sie sich rasch beim
Staatspop-Festival der Stadt Berlin an. Sie haben dafür bezahlt. Eine hohe
sechsstellige Summe. Helau!

20.05.2015

Al Pacino

Heldentod (1).Der von mir sehr bewunderte Schauspieler Al Pacino, 74, bietet laut
„Spiegel“ für schlappe 33.700 Euro einen Flug in seinem Privatjet an. „Die Reise von Glasgow nach London mit dem
Mann, der als ‚der Pate’ berühmt wurde, dauert 75 Minuten. Im Preis enthalten
sind eine Hotelübernachtung, ein Ticket für die Bühnenshow ‚An Evening with
Pacino’, die im Wesentlichen aus einem Monolog Al Pacinos besteht – und der
Rückflug.“Ist Ihnen jetzt doch ein bißchen zu teuer? Macht nichts. Sie können für
nur 10.300 Euro auch ein Abendessen mit Al Pacino buchen oder ihn für nur noch
3.400 Euro 20 Minuten lang in seiner Garderobe besuchen. 20 Minuten!

20.05.2015

Zinsen, Staatsschulden: BRD verdient an GRiechenland

Die Nachrichtenagentur dpa berichtet unter Berufung auf die Bundesregierung, daß die Bundesrepublik im Bundeshaushalt seit 2008 auf die Staatsschulden 94 Milliarden Euro an Zinsen weniger als ursprünglich erwartet hat zahlen müssen. Die Niedrig-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank und die Funktion deutscher Staatsanleihen als "sicherer Hafen" in unsicheren Zeiten machen für Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble den Schuldendienst so günstig wie selten in der deutschen Geschichte (aktuell 0,12 Prozent auf zehnjährige Anleihen).Die Kehrseite sind die hohen Zinsen, die Griechenland zahlen muss. 12,78 Prozent waren es zuletzt für zehnjährige Staatsanleihen.„Wenn Deutschland also Geld aufnimmt und dafür 0,12 Prozent Zinsen zahlt, dieses für 4,5 Prozent an Griechenland leiht, damit dieses damit wiederum deutsche (und französische sowie einige andere) Banken rettet, dann ist das für den Bundeshaushalt ein ziemlich gutes Geschäft. Bei 22 Milliarden Euro für den sogenannten Hilfsfonds, die 2011 zugesagt wurden, wären das jährlich fast eine Milliarde Euro.Das Mindeste wäre es eigentlich, dieses Geld und die 94 Milliarden eingesparten Zinszahlungen zur Lösung der Flüchtlingskrise am Mittelmeer und zur Linderung der Krisenfolgen in Südeuropa einzusetzen.“  (Wolfgang Pomrehn in „Telepolis“)

20.05.2015

BLAU - neues Kunstmagazin des Axel Springer-Verlags

Der Axel Springer-Verlag hat ein neues Kunstmagazin an den Start gebracht – Sie wissen schon, „Kunstmagazin“ nennen sich hauptsächlich die Zeitschriften der Großverlage, die um die vielen Anzeigen ein wenig Text herum gruppieren müssen, und in denen auf den ersten neun Seiten ausschließlich Anzeigen zu sehen sind. Besonders eklig finde ich, wenn ich das mal eben anmerken darf, dabei immer die Anzeige von Patek Philippe Geneve. Ein Vater mit einer Luxusarmbanduhr dieser Marke sitzt mit seinem vielleicht zehnjährigen Sohn auf dem Sofa, er lächelt, der Sohn lacht verkrampft, und daneben steht: „Eine Patek Philippe gehört einem nie ganz allein. Man erfreut sich ein Leben lang an ihr, aber eigentlich bewahrt man sie schon für die nächste Generation.“ Und man versteht bei dieser Gelegenheit wieder, warum die Französische Revolution ursprünglich die Erberei ganz abgeschafft hat. Man kann das übrigens auch in Flauberts „Education Sentimentale“ schön nachlesen. Das Kunstmagazin „Blau“ des Axel Springer-Verlags ist so belanglos, wie es nur sein kann; interessant war aber die Werbung, die der Verlag in verschiedenen Zeitungen für sein neues Anzeigenblättchen geschaltet hatte. Auf der Titelseite der „Welt“ war zu lesen: „Kunst ist mehr wert als die Wahrheit. Friedrich Nietzsche.“ In der „taz“ dagegen hatte Springer diesen Text geschaltet: „Kunst ist nicht ein Spiegel, den man der Wirklichkeit vorhält, sondern ein Hammer, mit dem man sie gestaltet. Karl Marx.“ Was haben wir gelächelt. War „Kunst“ nicht das, wofür das Scheichtum Katar 300 Millionen ausgegeben hat, nämlich für ein Gemälde Gauguins? Oder der Privatsammler, der vor ein paar Tagen mal eben 179,4 Millionen für ein Gemälde von Picasso auf den Tisch geblättert hat (die vielen Brüste auf „Les femmes d’Algers“ hat der reaktionäre US-Fernsehkanal „Fox“ übrigens in seiner Nachrichtensendung verdeckt – im Ernst!). Doch so, wie es der Kunst um die höchstmögliche Dotierung von Fetischen geht, geht es den Verlagen um den größtmöglichen Anzeigenverkauf. Alle sind in einem Spiel. Größere Fische, kleinere Fische. Und das Sein bestimmt das Bewußtsein. War das jetzt Nietzsche?

20.05.2015

Bärte

„Bärte. Bärte überall. Es ist einfach lächerlich.“
(Róisín Murphy)

13.03.2015

SXSW & Musikmessen

SXSW in Austin? Uninteressant, da fahren nur noch vom Staat bezahlte
Musikfunktionäre hin und all die Leute, die genug Zeit und Geld haben, ein paar
Tage unter der texanischen Sonne Party zu feiern. Als Musikfestival ist SXSW
bereits seit Jahren tot, und das gilt auch für die Möglichkeit, Entdeckungen zu
machen. Keine Sorge, ich werde keine sentimentalen „frührer war alles
besser“-Elogen anstimmen, auch wenn es in den 90ern kaum einen besseren Platz
gab, neue Musik zu entdecken, als die SXSW – während die letzten Jahre die SXSW
zu einer Mischung aus Oktoberfest und Dantes Inferno geworden ist. Und insofern
paßt es natürlich, daß all die Staatspop-Funktionäre und -Bands und all die
Musikindustrie-Leute sich da sehr wohl fühlen, während sie früher, als die SXSW
noch „indie“ war, einen breiten Bogen um die Veranstaltung gemacht haben.

Doch wie kam das alles? Wie konnte diese Entwicklung von der Musik zum
Business, von Soul zu Kommerz passieren? Es ist wie immer in solchen Fällen:
Wenn die „Brands“, die Markenkonzerne und Sponsoring-Firmen solche Veranstaltungen
übernehmen, läuten die Totenglocken. Diese Konzerne „fressen deine Seele und
lassen nichts übrig“, so der US-Starblogger Bob Lefsetz:

„And then we've got SXSW. Where the big story is
Meerkat, not a band. Brands have taken over South By. That's what happens when
you're beholden to corporations, they eat your soul and leave you with nothing.
A band hasn't broken out of SXSW in eons. It's all promotion. And there's so
much noise, you can't hear the music. We need a new festival with fewer bands,
but it won't fly because the first thing the pricks in charge will do is sign
up sponsors, and you've got death before you've begun.“

03.03.2015

BRD verwerigert EU-Richtlinien

„Deutschland
zeigt gerne anklagend mit dem Finger auf andere, welche die
Stabilitätskriterien nicht einhalten“, stellt Ralf Streck völlig zurecht
auf „Telepolis“ fest. Wenn die deutsche Regierung aber selbst immer wieder die
von der EU-Kommission festgelegten Stabilitätskriterien bricht und von Brüssel
gerügt wird, wird das von der Bundesregierung einfach ignoriert oder
schöngeredet, und die bundesdeutschen Medien, die gerne über jedes raushängende
Hemd des griechischen Finanzministers Titelgeschichten produzieren,
verschweigen die verfehlte Wirtschaftspolitik der eigenen Regierung und die
Tatsache, daß diese Regierung regelmäßig von Brüssel gerüffelt wird, komplett.

Es geht um die Exportüberschüsse. Deutschland hat
2014 mit Abstand den weltweit größten Exportüberschuß erzielt, mit 285
Milliarden US-Dollar wurde sogar ein neuer Rekord aufgestellt. „Abgeschlagen folgt China mit 150 Milliarden
Dollar auf dem zweiten Rang und dahinter folgt der größte Ölexporteur
Saudi-Arabien mit 100 Milliarden Dollar.“

Für den Ifo-Experten Steffen Henzel ergibt sich damit
für 2014 ein Leistungsbilanzüberschuß von 7,5% der Wirtschaftsleistung, für
2015 werden sogar 8% errechnet. „Doch die
EU-Kommission stuft Überschüsse die dauerhaft über 6% liegen als
stabilitätsgefährdend ein. Und Deutschland liegt seit Jahren über dieser
Grenze, weshalb die Bundesregierung vor einem Jahr von Brüssel gerügt wurde.
Immer wieder wurde Deutschland angehalten, mehr zu investieren und die Löhne zu
erhöhen, um die Nachfrage im Inland zu stärken und die Importe zu fördern.“

Schon lange kritisieren Experten weltweit die
deutsche Wirtschaftspolitik, mit der letztlich die „Krisenländer“ ruiniert
werden. Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman sagte 2013: „Deutschland ruiniert seine Nachbarn",
Krugman macht Deutschland für die "Pein" der Krisenländer
verantwortlich. „Denn deutschen
Überschüssen stehen die Importe der Länder gegenüber, die sie über Schulden
finanzieren müssen. Die Weigerung, mehr zu importieren, um den Überschuss
abzubauen, wirke ‚niederdrückend’ auch auf die Weltwirtschaft.“

Während unter dem deutschen Druck die Länder
gezwungen wurden, ihre Haushaltsdefizite abzubauen, tut Deutschland nichts, um
gleichzeitig seine Überschüsse abzubauen. Und die deutsche Regierung und die
ihnen treu ergebenen Medien schwingen sich weiterhin zum Lehrmeister von
Ländern wie Griechenland, Italien, Spanien oder Portugal auf.

Doch was wird passieren? Wird Brüssel die Troika
als Überwachungskommissare nach Berlin schicken, damit die Löhne steigen,
Investitionen angeschoben werden und Deutschland endlich die EU-Richtlinien
befolgt? Iwo. Denn die Regeln der europäischen Wirtschaftspolitik werden längst
in Berlin aufgestellt, wo man „Wirtschaftsnationalismus“
(Hans Kundnani) betreibt. Und diejenigen, die die Regeln aufstellen, können sie
eben auch ignorieren. Quod licet lovi, non licet bovi.

03.03.2015

In der Schweiz bricht die Revolution aus!

Als ich Anfang Februar in der Schweiz war, ist dort die Revolution
ausgebrochen.Schöner Satz, nicht?War also das Bankgeheimnis endgültig obsolet? Die Schweizer
Chemieindustrie vergesellschaftet? Sprüngli ein volkseigener Betrieb? Nein, das
eine hatte nichts mit dem anderen zu tun, vielmehr bezog sich die Schweizer
Revolution auf die – Bratwurst!„Die einhändige
Bratwurst sorgt für ein freieres Leben und steigert den Genuß“, ist der mehr als
eine halbe Seite große Bericht am 6.2.2015 in der „Aargauer Zeitung“
überschrieben. „Erfindung: Thomas Schmid
aus Fischbach-Göslikon revolutioniert die Fastfood-Kulinarik in der Schweiz mit
seiner Erfindung“. Und auf einem großen Foto ist Thomas Schmid zu sehen,
wie er eine Bratwurst in einem „perfekt
gekrümmtes Brot“ hält.Genau so habe ich mir ein „freieres Leben“ immer vorgestellt. Daß man
die Bratwurst mit nur einer Hand essen kann und die andere Hand frei hat.
Endlich: die Revolution hat gesiegt! Zumindest schon mal im Aargau – aber ich
bin sicher, auch andere Regionen werden mit perfekt gekrümmten Brötchen
nachziehen, und dann, ja dann...

03.03.2015

Nordkoreanische Schießübungen in Genf

Im Genfer „Zentrum für Sicherheitspolitik“ übrigens werden regelmäßig
nordkoreanische Offiziere ausgebildet. Seit 2011 wurden acht nordkoreanische
Militärs auf Kosten der Schweizer Regierung dort trainiert, Kosten: 160.000
Schweizer Franken. Nun allerdings hat das Schweizer „Verteidigungsdepartment“
nach massivem öffentlichen Druck die Finanzierung der Ausbildung beendet, künftig
wird das Genfer Zentrum etwaige weitere Schießtrainings mit nordkoreanischen
Offizieren selbst finanzieren müssen...

03.03.2015

Facebook gegen seine Nutzer

Und dann gab es Nachrichten von der Fressenkladde: Mehrfach teilte mir
Facebook mit:

„Hallo geschätzter Werbetreibender,Offenbar hast du Werbeanzeigen über eine
E-Mail-Adresse geschaltet, die nicht mit einem persönlichen Facebook-Konto
verknüpft ist. Diese Art von Konten nennen wir gemeinsame Konten, da
Unternehmen die Anmeldedaten in der Regel teilen und ihre Mitarbeiter diese
gemeinsam zur leichteren Verwaltung der Werbeanzeigen nutzen. Ab dem 16.
Februar 2015 kann auf diese Konten nicht mehr zugegriffen werden.Es gibt eine andere und unkompliziertere
Möglichkeit, deine Werbekonten, Seiten, Apps und Mitarbeitergenehmigungen
zentral zu verwalten – den Business Manager. Du kannst dein gemeinsames Konto
mit einigen einfachen Schritten in den Business Manager migrieren oder dein
Konto mit einem bestehenden persönlichen Facebook-Profil verknüpfen.Der letzte Tag für die Migration deines Kontos ist der 16. Februar
2015.“

Allein – es war leider keinesfalls möglich,
wie von Facebook angekündigt, das alte Facebook-Konto meiner Agentur zu
migrieren – das scheiterte schlicht daran, daß man den Administrator einer
solchen Seite nicht ändern kann.
Mit Verlaub: Was soll dieser Quatsch, Herr Zuckerberg?

Und natürlich gibt es nirgendwo einen Kontakt oder
eine Hotline, der „Kundenservice“ von Facebook ist unterirdisch, nämlich nicht
vorhanden (so wie der Datenschutz) – die Arroganz der Macht. Man muß sich das
auf der Zunge zergehen lassen: Ein Konzern, der sich zur Gänze und einzig und
allein durch Werbung finanziert, macht es Werbetreibenden und Unternehmen
absurd schwer, den eigenen Account zu managen. Und verunmöglicht es mir als
Unternehmer, ab einem bestimmten Termin auf mein eigenes Facebook-Konto
zurückzugreifen.Bundesministerium für Verbraucherschutz,
übernehmen Sie!Ganz ehrlich: Eigentlich hatte ich gar keine Lust
mehr, mich weitere Stunden mit der Fressenkladde zu beschäftigen. Aber die
vielen Facebook-Freunde wollte ich nicht enttäuschen und ihnen auch weiter
Infos über die Konzerte der Künstler dieser Agentur, aber auch über meine
Autorentätigkeit liefern. Ab dem 16.2.2015 können diejenigen, die meine
Facebook-Posts verfolgen wollen, mich jedenfalls nur noch hier finden. Viel Spaß...

03.03.2015

CDU und Schlagerrock

Ich frage Sie: Was unterscheidet die CDU von der National
Party Neuseelands? Ganz einfach: während die CDU bei ihren Siegesfeiern mit dem
volkstümlichen Schlagerrock der Toten Hosen vorliebnehmen muß, hat die National
Party den Track „Lose Yourself“ von Eminem für ihren Wahlkampf verwendet. Ich
weiß nicht, für was die neuseeländische Partei sonst so einsteht, eines ist
aber gewiß: Einen besseren musikalischen Geschmack als die CDU hat sie
allemal... Hilft ihr aber wenig, denn Eminem hat die Partei jetzt verklagt,
weil sie den Song ohne seine Genehmigung für ihre Zwecke verwendet hat. Die
National Party sagte, sie habe gedacht, das sei „pretty legal“...

03.03.2015

Religiöse Gefühle

„’Religiöse
Gefühle’ sind ein Missverständnis. Gefühle
als solche können peinlich oder angenehm, erhebend oder bedrückend, stark oder
schwach sein, aber nicht religiös oder profan. Man mag zwar bestimmte
Erlebnisse als derart durchdringend, erschütternd oder erhebend empfinden, dass
man folgert: Das war mehr als bloß profan; da muss mich eine höhere Macht
angerührt haben. Doch niemand fühlt Gott oder das Heilige direkt, sondern allenfalls
etwas, was er für Gott oder heilig hält. Gerade weil es religiöse Gefühle an
sich nicht gibt, ist das, was dafür gehalten wird, so angreifbar. Zur
psychologischen und militärischen Kriegführung hat denn auch stets gehört, die
Heiligtümer der Besiegten zu schänden und ihre Rituale zu verhöhnen. Erst spät,
im Europa der Neuzeit, hat sich Blasphemie mit Freigeisterei und Zivilcourage
verbunden. Was langen Beweisgängen oft versagt bleibt, schafft bisweilen ein
einziger Witz, eine Satire, eine Karikatur: das Eitle und Aufgeblasene
geltender Autoritäten bloßzustellen. Kritik ohne Spott ist zahnlos. Daher hat
aufklärerische Religionskritik, namentlich in Frankreich, religiöse Autoritäten
und die von ihnen gehegten Gefühle ab und zu beleidigt. Aber eher beiläufig.
Ihr Hauptziel war, dem Christentum die Wahrheit streitig zu machen.“Christoph Türcke in „NZZ“ (Hervorhebung BS)

03.03.2015

GRönemeyer erhält Schweizer Platin

Und noch einmal Schweiz: „Universal
Music zeichnet Herbert Grönemeyer mit Schweizer Platin aus“, lautet die
schöne Schlagzeile auf „Musikwoche.de“. Schweizer Platin? Bisher hatten sich
die Eidgenossen doch eher im Goldgeschäft hervorgetan, bekanntlich war die
Schweiz für Hitler-Deutschland der wichtigste Abnehmer von Raubgold, und Ende
2014 gab es zwei interessante Volksabstimmungen in der Schweiz: „Gold rein,
Ausländer raus“ läßt sich der Tenor der beiden Volksabstimmungen
zusammenfassen. Doch während „Ausländer raus“ eine Mehrheit fand, konnte sich
die Initiative, daß alle Goldbestände der Schweiz im Land zu lagern seien und
von der Nationalbank nicht veräußert werden dürfen, nicht durchsetzen. Aber daß
man jetzt gleich mit Platin um sich wirft? Für einen deutschen Künstler gar?Aber es ist ja nicht wirklich was passiert. Grönemeyer hat gerade einmal
20.000 Alben in der Schweiz verkauft. Platin kann im Musikgeschäft auch schon
mal billig sein.

03.03.2015

Maurice Summen über Labels, Vermarktung, Nudelpresse

Für Zitty 5/2015 hat sich der umtriebige und sowieso über alle Maßen
geschätzte Musiker, Labelbetreiber und Autor Maurice Summen selbst interviewt. „Niemand hat dich gezwungen!“, ist der Titel, und es geht um
die beiden Bands „Die Türen“ und „Der Mann“ und über Labels und Vermarktung und
Musikbizz und das Leben als solches, und die beiden Seiten sind so vergnüglich
und klug und ironisch, daß man nur noch Selbstinterviews und nie mehr eines
dieser langweiligen Musikerinterviews irgendwelcher langweiligen Journalisten
lesen möchte, das weniger vergnüglich und weniger klug ist (wird natürlich
nicht passieren, seufz...).

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